Monheim feiert neuen Kradepohl-Baum Eine Eiche in den besten Jahren

Monheim · Fast 200 Monheimer, darunter viele Altstadt-Funken, feiern den neuen Traditionsbaum am Kradepohl. Die 54-jährige Eiche soll nach Möglichkeit alle Anwesenden überleben.

Mit ihrem Wurzelballen wiegt die neu gepflanzte Eiche am Kradepohl rund zehn Tonnen.

Foto: Stadt Monheim/Tanja Bamme

Die Inflation macht auch vor ausgewachsenen Eichen nicht halt. 200 D-Mark kostete die Traditions-Eiche am Kradepohl, die im vorigen Herbst an einer Pilzerkrankung einging, bei ihrer Pflanzung 1948. „Für die jetzige Eiche haben wir 17 000 Euro gezahlt, mit Pflanzung und Transport liegen wir bei 20 000 Euro“, erklärte Monheims Bürgermeister Daniel Zimmermann nun, da ihre Nachfolgerin feierlich gepflanzt wurde. Fast 200 Monheimer wohnten dem Festakt bei, darunter besonders viele Altstadt-Funken, denn es handelt sich zumindest ideell um ihren Baum. Darum beteiligte sich der Verein auch an den Kosten – mit jecken 1111 Euro.

20 000 Euro für einen Baum? Donnerwetter! Der Preis erklärt sich aus dem Alter der neuen Eiche. Das Gehölz hat schon 54 Jahresringe, ist somit wie eine Monheimerin auf zwei Beinen im besten Alter, wie man so sagt. Mit dem Unterschied, dass so eine Eiche noch viel älter werden kann als eine Monheimerin aus Fleisch und Blut. Selbstverständlich ist das Erreichen der 200 oder gar 1000 Jahre aber nicht, wie man an der eingegangenen Kradepohl-Eiche sieht.

Die neue 54-Jährige misst nach Angaben der Stadt knapp 14 Meter Höhe. Stammumfang: 110 Zentimeter. Gewicht inklusive Erdballen: rund zehn Tonnen. „Eiche ist jedoch nicht gleich Eiche“, schreibt die Pressestelle im Rathaus richtigerweise: Handelte es sich zuvor um eine Sommereiche, so erhebt sich nun eine Zerr-Eiche am Kradepohl, der Gründungsstätte der Altstadt-Funken. Grund für die Wahl: „Die Zerr-Eiche weist bisher keine Anzeichen auf, von dem vielerorts gefürchteten Eichenprozessionsspinner befallen zu werden“, so die Stadt. Außerdem komme sie besser mit längeren Trockenperioden klar.

Besungen wird der Baum von den Altstadt-Funken weiter als Alte Deutsche Eiche, auch wenn dies gegenüber einer Mittfünfzigerin nicht eben charmant ist. Torsten Schlender, Vorsitzender der Altstadt-Funken, sagte zur Feier des Tages: „Heute ist ein wichtiger Tag in der Geschichte unseres Vereins“. Schlender dankte dem städtischen Bereich Bauwesen und der Abteilung Grünflächen, „die eine so zeitige Neuanschaffung möglich gemacht haben“.

Die neue Eiche ist bereits 54 Jahre alt und rund 14 Meter hoch. Sie kostet mit Pflanzung und Transport 20.000 Euro..

Foto: Stadt Monheim/Tanja Bamme

Der Spatenstich wurde von Vereinsmitgliedern der Altstadt-Funken und Bürgermeister Daniel Zimmermann vorgenommen.

Foto: Stadt Monheim/Tanja Bamme

Die neue Eiche wurde im Zuge eines feierlichen Festaktes am Kradepohl willkommen geheißen.

Foto: Stadt Monheim/Tanja Bamme

Es handelt sich schon um
die dritte Kradepohl-Eiche

Bürgermeister Zimmermann ließ die Geschichte der Kradepohl-Eichen Revue passieren. „Es handelt sich jetzt bereits um die dritte Eiche“, erklärte das Stadtoberhaupt auf Basis von Recherchen des Stadtarchivs. „Bereits 1906 erschien auf einer Postkarte die Abbildung einer Eiche an eben dieser Stelle. Die sogenannte Centenareiche, auch Hundert-Jahr-Eiche genannt, wurde anlässlich des 100. Geburtstags Kaiser Wilhelms I gepflanzt.“ Die 1948 gepflanzte 200-Mark-Eiche sei aus Langenfeld gekommen. Die neue stammt aus Kaarst/Büttgen, genauer von der Baumschule Schmitz. Inhaber Gerhard Schmitz war auch da. „So eine feierliche Übergabe haben wir bisher auch noch nicht erlebt“, zitiert ihn die Stadt. Er freut sich, dass seine Eiche so herzlich in der neuen Wahlheimat angenommen wird. Mit fünf Mitarbeitern war das Fachunternehmen in Monheim – auch um den Boden für die Pflanzung vorzubereiten. „Wir haben Lavagranulat verwendet, damit der Baum gut angehen kann. Ich bin mir sicher, dass die Stadt Monheim am Rhein sehr viele Jahre Freude an dem Baum haben wird“, sagte Schmitz. Wie bei einer Grundsteinlegung wurde der Baumwurzel eine Zeitkapsel beigelegt. Neben einer Tageszeitung fand auch die aktuelle Mitgliedsliste des Vereins sowie der Uniformorden, der Jubiläumsorden und ein Funkenpass in der Kapsel Platz. „Die neue Eiche ist jetzt offizielles Vereinsmitglied und bleibt sogar beitragsfrei“, scherzte Schlender, der mit Zimmermann, Altstadtfunken-Ehrenschatzmeister Willi Schmidt sowie dem jüngsten Mitglied, Selina Zündorf, und dem ältesten anwesenden Mitglied, Willi Herriger, den offiziellen Spatenstich durchführte. Dazu unterhielt der Spielmannszug Blau-Weiß Garath.

Pastor Falk Breuer gab der Eiche den Segen. „Wir sind heute bei einem epochalen Ereignis dabei. Die Eiche soll Menschen zusammenführen und ein Ort des Friedens und des Miteinanders schaffen“, sagte der evangelische Kirchenmann. Mit dem Altstadtfunken-Lied „Die Eiche“, vorgetragen vom Männergesangverein Harmonie, fand das gut einstündige Fest ein Ende. Mit den zusätzlichen Zeilen „Aber eine neue deutsche Eiche weed jepflanz, die werde mer am Kradepohl nun sinn“ hießen die Sänger den neuen Baum willkommen.

(gut)