Angeblicher Polizist raubt 82-Jährige nach Telefontrick aus
Der Mann gab sich als Polizeibeamter aus. Zwölf weitere Fälle.
Langenfeld. Sonntagabend, 22.23 Uhr. Das Telefon klingelt. Ein Anrufer mit unterdrückter Nummer. Eine alte Dame geht ran. Es habe in der Nachbarschaft Einbruche gegeben, sie solle Fenster und Türen kontrollieren, sagt der Anrufer. Und: Zur Sicherheit solle sie auch alle Wertsachen zusammensuchen und sammeln. Die Langenfelderin geht nicht weiter darauf ein. Im Hintergrund ist die Stimme ihres Mannes zu hören. Das Gespräch geht abrupt zu Ende.
So sei es abgelaufen, als am Sonntag ein seltsamer Anruf eingegangen sei, berichtete gestern der Ehemann der Angerufenen. Er und seine Frau alarmierten darauf die Polizei und erfuhren, dass es in der Stadt mehrere solcher Anrufe gegeben hat. Nicht alle gingen so glimpflich aus wie bei besagtem Ehepaar.
Insgesamt 13 Anrufe eines falschen Polizisten seien am Sonntag in der Wache in Langenfeld gezählt worden, teilte die Polizeipressestelle in Mettmann mit. Es könnten aber auch noch mehr gewesen sein, weil nicht jeder solche Anrufe meldet. Dramatisch: Gegen 22.20 Uhr kam es laut Polizei nach einem der Anrufe zu einem Handtaschenraub.
Im Gespräch hatte sich der Anrufer bei einer älteren Dame in Langenfeld angekündigt. Sie hatte daraufhin einen hohen Bargeldbetrag und Wertsachen in einer Handtasche bereitgelegt und vor der Tür auf den angeblichen Polizisten gewartet, der sie zur Wache begleiten wollte. Er sei etwa 30 Jahre alt und schlank gewesen, hat nach Polizeiangaben ein deutsches Erscheinungsbild, trug eine helle Mütze oder ein Basecap und gab sich als Polizeibeamter „Herr Michel“ aus. Er forderte die Übergabe der Wertsachen, um sie angeblich auf der Polizeiwache in Verwahrung zu nehmen.
Die 82-jährige weigerte sich. Darauf entriss ihr der Unbekannte die Handtasche. Die Dame stürzte und verletzte sich leicht. Der Täter flüchtete. In der Nähe seien kurz darauf Geräusche eines Zweirades zu hören gewesen sein, berichtet die Polizei.
Bisher liegen der Langenfelder Polizei keine konkreten Hinweise zu Identität des Räubers vor. Sie appelliert an alle Bürger, sich vor dieser Masche zu schützen. Weder eigene Beamte noch andere Amtsträger riefen Bürger an, um über die persönlichen Geld- und Vermögensverhältnisse zu sprechen. Auch nehme die Polizei weder Wertgegenstände noch Bargeld in Verwahrung.
Was manche verwirrt: Die Anrufe erfolgen oft unter einer vorgetäuschten Telefonnummer. Dabei wird in der Anzeige des Telefons nicht die tatsächliche Rufnummer des Anrufers angezeigt, sondern beispielsweise die 110 oder die Nummer der örtlichen Polizei. So auch im Fall, über den der Langenfelder Rentner unserer Redaktion berichtete. Zwar sei auf dem Display seines Telefons keine Nummer erkennbar gewesen, über das Internetportal zu seinem Anschluss habe er aber die 02104 110 als Anrufer angezeigt bekommen — eine manipulierte Kennung, die Bezug zur Polizei in Mettmann suggeriert und ins Leere führt. Die Nummer der Polizei in Mettmann lautet 02104/982-0, die 110 wählt man ohne Vorwahl. Hinweise nimmt die Polizei unter Tel. 02173/2886310 entgegen.