Anwohner haben Hupsignale überstanden

Die Bahn nutzt bei ihren Gleisarbeiten laute Warntöne. Das störte in Mehlbruch vor allem nachts.

Langenfeld. Es war ein Geräusch, das durch Mark und Bein geht. Ein Tuten, das sich über mehrere Sekunden zieht, schrill und laut wie ein Hupkonzert. Es raubte Anwohnern den Schlaf und ertönte in Mehlbruch anfangs etwa alle zehn Minuten, sagt Katja Ommer, die dort wohnt. Schlaf? „Zwischen 23 und 6 Uhr unmöglich, selbst mit Ohrstöpseln.“

Die Deutsche Bahn arbeitet seit April und bis 19. Mai zwischen Düsseldorf und Köln an ihren Schienen — auch in Langenfeld. Auf einer Länge von 22 Kilometern werden laut Bahn mehr als 43 000 Meter Schienen erneuert. Die gute Nachricht: Die Anwohner haben das Schlimmste hinter sich. „Seit einigen Tagen gibt es kein Hupsignal mehr — weder in Leverklusen noch in Langenfeld. Die großen Maschinen sind durch“, sagt Bahn-Bauüberwacher Jürgen Elsen.

Anwohner dürften erleichtert sein. Sie waren nach den ersten Nächten arg gestresst. Ommer hatte sich schon gefragt: „Wie hätte das noch drei Wochen laufen sollen?“ Auch wenn es jetzt leiser weitergeht, fragen sich Anwohner der Gleise: Warum musste das so laut sein? „Nachtarbeit ist doch sicher auch ohne diese Sirene mit anderen Warnmöglichkeiten möglich, in der heutigen Zeit?“, fragt Ommer. Die Deutsche Bahn sagt: Nein, das sei es leider nicht. „Bei Arbeiten im Gleisbereich sind aus Gründen des Arbeitsschutzes aufgrund gesetzlicher Vorgaben entsprechende Sicherungsmaßnahmen zwingend erforderlich“, sagt Elsen.

In Verbindung mit dem Einsatz von sogenannten gleisgebundenen Großbaumaschinen müsse bei zu geringen Gleisabständen ein sogenanntes „Automatic Track Warning System“ betrieben werden — und das bedeute auch Gehupe. „Wir sind allerdings bemüht, den Lärm auf ein Minimum zu beschränken“, so Elsen. Tagsüber könne nicht gearbeitet werden, weil dann der gesamte Bahnverkehr auf der Strecke lahmliegen würden. Dass diese Anlage sehr, sehr laut ist, weiß man auch bei der Bahn. Anwohnern ließ die DB deshalb vorab ein Schreiben zukommen, darin heißt es unter anderem: „Sofern es während der Nachtstunden durch die Bauarbeiten dennoch zu einer unzumutbaren Lärmbelästigung der Anwohner kommt, besteht die Möglichkeit, nach Rücksprache mit den nachstehend genannten Personen auf Kosten der DB Netz AG ein Hotelzimmer — ohne Frühstück — in Anspruch zu nehmen.“

Von der Möglichkeit, ins Hotel zu ziehen, hatte Ommer im Radio gehört. In ihrem Briefkasten oder in dem ihrer Nachbarn an der Weststraße habe aber nie ein solcher Zettel gesteckt. „Schade, dass uns keiner informiert hat.“ Elsen sagt, Anwohner könnten sich aber auch noch melden. Das Angebot bestehe weiter. Dass die Bahn auf dem Abschnitt erneuere, sei immens wichtig. „Wenn wir das nicht tun würden, könnte das im schlimmsten Fall eine Streckensperrung wegen kaputter Schienen und Schwellen bedeuten. Dann wäre eine der Hauptfernstrecken in Europa platt.“