Baustellen liegen auf Eis

Ob Sass am Markt, Glasfasernetz oder B 8 — in Langenfeld geraten die Arbeiten durch den Winter in Verzug.

Langenfeld. Polier Jürgen Gallun deutet auf seine knallgelbe Jacke und zieht demonstrativ am Ärmel. „Die ist ganz schön dick“, sagt der 58-Jährige. Er ist Chef der zurzeit womöglich größten Baustelle in der Stadt, nämlich des Einkaufscenters Sass am Markt, das im kommenden April unter anderem mit Anker-Mieter H & M eröffnen soll — wenn das Wetter denn mitspielt. Denn wie allerorten, hat der Winter auch die Bauarbeiten in Langenfeld fest im Griff. „Wir müssten jetzt eigentlich betonieren, aber bei dem Wetter ist das völlig ausgeschlossen“, sagt Jürgen Gallun.

Etwa 50 Männer arbeiten zurzeit dennoch auf der Baustelle, wobei sich die Arbeiten ins Innere des entkernten Gebäudes verlagert haben. Seit Montag wird eine Sprinkleranlage montiert, auch die Lüftungsanlage wird eingebaut. „Wir konzentrieren uns momentan auf die Haustechnik und bauen Verschalungen für spätere Betonarbeiten“, erklärt der Polier. Wie viel Verzögerung der Winter mit sich bringen wird, kann er dagegen jetzt noch nicht sagen. Seine Arbeiter können sich zumindest zeitweise in einen beheizten Pausenraum zurückziehen.

Bei der Stadt liegen zurzeit sämtliche Baustellen auf Eis. Der Ausbau des Glasfasernetzes, das alle städtischen Gebäude miteinander verbinden soll, ist ebenso gestoppt wie der Aufbau der neuen Ampel an der Bergischen Landstraße. „Wir können bei diesen Temperaturen nicht betonieren“, erklärt Franz-Josef Frank vom städtischen Tiefbauamt. An der Industriestraße stockt die Fahrbahnsanierung. Dieses Jahr würden die Arbeiten vermutlich nicht mehr aufgenommen, sagt Frank.

Auf der B 8-Baustelle führt der Stillstand jetzt womöglich sogar zu einem juristischen Nachspiel. Wie die WZ berichtete, bereiten sechs ortsansässige Unternehmer eine Schadenersatzklage gegen das Land NRW vor. Sie beklagen seit der Einrichtung der halbseitigen Sperrung am 22. November Umsatzeinbußen von bis zu 75 Prozent. Laut Dietmar Giesen von Straßen NRW wurde zuletzt am 13. Dezember auf der Baustelle gearbeitet. Damals seien aber lediglich freiliegende Abwasserrohre frostsicher verpackt worden, um Schäden zu vermeiden. „Richtig gearbeitet wurde schon seit dem 1. Dezember nicht mehr“, sagt Markus Jankowiak, Inhaber der bft-Tankstelle an der Hans-Böckler-Straße. Er ist einer der Unternehmer, die klagen wollen.

„Dieser Winter ist außergewöhnlich“, so Dietmar Giesen von Straßen NRW. Der verantwortliche Bauleiter hat nun immerhin von der Firma die Zusage bekommen, dass sie „zwischen den Tagen“ arbeiten würde, wenn der Boden bis dahin auftaut. Normalerweise gehen Baufirmen dann in die Winterpause. Etwa drei bis vier Wochen dauern die Arbeiten laut Giesen noch. Vorausgesetzt, die Temperaturen liegen konstant über drei Grad.