Reiten Beim Reiter-Festival kommt Volksfest-Stimmung auf
Langenfeld. · Gut Langfort war für vier Tage das Zentrum des Rheinischen Pferdesport.
Die Hauptdarsteller müssen sich noch einmal gedulden, denn für ein paar Minuten bleibt ihnen nur eine Nebenrolle. Die Rheinischen Meister der Reiter sind ermittelt und alle Titelträger haben sich zur Siegerparade aufgereiht. Das geht unter der Regie des Zeremonienmeisters Stan Nat, der als „Ringmaster“ energisch für Ordnung sorgt, ziemlich zügig über die Bühne – die für Rolf-Peter Fuß bereitet ist, den früheren Vorstand des Pferdesport-Verbandes Rheinland (PSVR). Der einstige Hausherr auf Gut Langfort ist seit dem Frühjahr im Ruhestand und hatte eigentlich nur vor, sich privat beim Turnier umzuschauen. Daraus wird allerdings nichts. Wie viele Gespräche er geführt hat, lässt sich allenfalls schätzen. Ganz sicher ist aber, dass Fuß später um eine Ehrung reicher nach Hause fährt. Friedrich Witte als Verbands-Ehrenpräsident überreicht ihm vor dem spektakulären Hintergrund mit allen neuen Meistern die „Große Medaille“ als Würdigung fürs Lebenswerk und seine Verdienste um den Reitsport.
Eine Stunde vorher erklärt Fuß noch, dass er sich in seinem neuen Lebens-Abschnitt nach über einem Jahrzehnt als Geschäftsführender Vorstand sehr wohlfühlt. Vom Reiten kann er natürlich nicht lassen und er ist seiner sportlichen Leidenschaft unter anderem als Richter weiter verbunden. Die Auszeichnung, die einen Hauch von Wehmut nach Langfort bringt, scheint ihn zu überraschen. Auf jeden Fall gibt er den Dank weiter: „Ich freue mich sehr. Aber das alles wäre nicht ohne dieses tolle Team möglich gewesen.“ Fuß-Nachfolger André Kolmann unterstreicht die Aussage seines Vorgängers: „Die Rheinischen Meisterschaften sind eine Team-Veranstaltung. Und wir haben ein top funktionierendes Team.“
Das Fazit fällt positiv aus. „Wir sind top zufrieden mit der Veranstaltung“, betont Kolmann, „meine persönlichen Erwartungen sind sogar übertroffen worden.“ Manchmal herrschte auf Gut Langfort Volksfest-Stimmung. Dass es zum ersten Mal am Eingang keine Kasse gab und der Eintritt frei war, machte sich bezahlt. Beispiel: Der eine oder andere Verpflegungsstand meldete am Sonntag-Nachmittag „ausverkauft“. Der Kurs scheint zu stimmen und die Rheinischen Meisterschaften verstärkt auf dem Weg zu einem Freizeit-Spaß auch für Familien mit Kindern zu sein. In einer Art Manöverkritik geht es nun darum, zügig mit den Überlegungen für 2020 loszulegen. „Nach den Meisterschaften ist vor den Meisterschaften“, findet Kolmann.
Die Reiter zeigten durch
die Bank gute Leistungen
Die Reiter drücken den Titelkämpfen erneut durch großartige Darbietungen ihren Stempel auf. Heiner Schiergen (Förderkreis Dressur Neuss) verteidigt mit Aaron seinen Titel. Nach 2016, 2017 und 2018 wird er dank einer Demonstration der Stärke zum vierten Mal in Folge und mit großem Vorsprung Rheinischer Meister. Sowohl den Grand Prix (1. Wertungsprüfung) als auch den Grand Prix Special (2. Wertungsprüfung) gewinnt Schiergen souverän. Bei der Siegerehrung erläutert der 50-Jährige, der einen abgeklärten Eindruck macht, sein Rezept für den Erfolg: Stillstand ist Rückschritt. „Du musst dich schnell aufs Nächste konzentrieren. Am kommenden Wochenende geht es weiter.“
Für den spektakulären Höhepunkt der Meisterschaften sorgen die Springreiter, die fast so etwas wie einen tragischen Helden haben: Titelverteidiger Sebastian Adams (RSG Niederrhein). Mit Carlo von Kielslück überwindet er alle Hindernisse in den drei Springen der S-Klasse – auch jene in der dritten Wertungsprüfung, die mit drei Sternen versehen ist. Sein Pech: Aus dem ersten Wertungsspringen schleppt er einen Fehlerpunkt (Zeit) durch das Turnier. Der 35-Jährige scheint da schon zu wissen, dass es genau jener eine Zähler zu viel sein würde: „Ich habe es am Freitag verbockt. Deshalb hatte ich heute mit den Medaillen nichts zu tun.“ In beiden Umläufen der 3. Wertungsprüfung zeigt der gebürtige Haaner Adams noch einmal seine Klasse und fliegt in der schnellsten Zeit über die Hindernisse. Fehlerfrei bleiben allerdings auch Frederik Knorren (RV Würselen), Patrick Sandner (Reiterfreunde Gut Mankartzhof) und Vanessa Borgmann (RFV Jagdfalke Brünen). Ihr gemeinsamer Vorteil:
Das Meisterschaftskonto ist makellos und steht bei null Punkten. Also muss der Parcours umgebaut werden und ein Stechen her, um den Rheinischen Meister zu ermitteln. Das Regelwerk will es, dass der Sieger Gold bekommt und die beiden unterlegenen Kontrahenten gemeinsam den zweiten Rang einnehmen.
Knorren eröffnet das Stechen mit acht Fehlerpunkten und 45,15 Sekunden. Es folgt Vanessa Borgmann, die auf Caspar mit 45,16 Sekunden ähnlich schnell ist – und wiederum fehlerfrei bleibt. Patrick Sandner hat das alles ganz genau beobachtet und weiß nun, dass er irgendwie zaubern muss. Sein Auftritt: Einwandfrei. Die 47,13 Sekunden reichen trotzdem nicht zur Meisterschaft und Sandner teilt sich deshalb den zweiten Platz mit Knorren. Auch diese drei waren Hauptdarsteller bei den Rheinischen Meisterschaften. Ein Top-Krimi mit Top-Sport zum Abschluss – mehr geht nicht.