Berlin, London, Monheim: Ein Techno-Fan reist um die Welt
Der Monheimer Autor Rainer Schmidt hat sein zweites Buch veröffentlicht. Es heißt „Liebestänze“.
Monheim. Die Kleinstadt, in der Autor Rainer Schmidt seine Hauptfigur Felix aufwachsen lässt, erinnert stark an Monheim. Doch dort ist Felix keine glückliche Jugend vergönnt. Drogen, Gewalt und eine unglückliche Liebe bestimmen sein Leben, ehe er als Banker in London Karriere macht.
In seinem zweiten Roman "Liebestänze" lässt Schriftsteller Rainer Schmidt seine Hauptfigur aus dem unbefriedigenden Leben als Banker in die Welt des Technos eintauchen und darin aufgehen. Zudem trifft er seine Jugendliebe Karla wieder. Sie taucht bereits in Schmidts Debütroman "Wie lange noch" als Felix’ Traumfrau auf.
"Der Hauptcharakter der Geschichte ist nicht ganz unbekannt", gibt der Autor zu. Rainer Schmidt ist selbst in Monheim aufgewachsen und ging dann nach London, um für den BBC zu arbeiten. Der Musikinteressierte wurde von seinen Freunden infiziert, die ihm regelmäßig Mixtapes aus Deutschland schickten.
Mit diesen Klängen im Ohr zog Schmidt nach der harten Schichtarbeit durch die Londoner Clubs und entwickelte so seine Leidenschaft zur elektronischen Musik. "Da ist was im Kopf explodiert", erinnert er sich. Wenn er nach Deutschland kam, ging er oft in den Ratinger Hof, der Anfang der 1990er Jahre House spielte.
Später zog Schmidt nach Berlin, wo er durch seine Arbeit als Journalist schnell die wichtigsten Leute der Szene kennen lernte. Für die Loveparade war sogar Mexiko nicht zu weit, und als der gute Freund Paul van Dyk in New York auflegte, durfte auch Rainer Schmidt nicht fehlen.
In den Beschreibungen der nächtlichen Expeditionen des Bankers wird nichts verklärt oder verschwiegen. Sehr real und mit viel Humor erlebt der Leser mit Felix die irrsten Geschichten. "Was treibt einen immer wieder raus?", erläutert Schmidt die zentrale Frage seines Romans. Felix’ Erlebnisse sind dabei intensiv und fremd, aber keinesfalls unrealistisch. Dafür hat sich der Autor kleiner Anekdoten seiner Freunde bedient, diese vermischt, verfremdet oder ergänzt.
Die Idee zum Buch schwebte schon lange in seinem Kopf herum. "Ich dachte immer über die ganze Technoszene mit Loveparade, Mayday, Tresor und E-Werk - da muss man drüber schreiben", so Schmidt.
"Liebestänze" ist sein zweiter Roman, aber das Schreiben war deshalb nicht einfacher. "Schreiben ist das größte Glück und die größte Qual zugleich. Der Text bestimmt das Leben, da entsteht eine Hassliebe", beschreibt der Autor den anstrengenden Schreibprozess. Innerhalb eines Jahres schrieb er in Berlin, an der Ostsee, in München und bei seinen Eltern in Monheim. "Irgendwann ist man nicht mehr genießbar", sagt Schmidt lachend.
Zur Veröffentlichung seines Buches kam er auf eine ganz neue Idee. "Jüngere Leser, die ausgehen, werden durch die klassischen Medien nicht mehr bedient." So entstand das Projekt der 300 Vorleser im Internet. Jeden Tag erscheinen drei kleine Filme, in denen Bekannte und Freunde je eine Seite des Buches vorlesen. Darunter befinden sich namhafte DJs wie Lexy, Paul van Dyk oder Marusha. Am Ende soll das ganze Buch im Internet sein, was das Projekt einmalig macht.