Beschwerden aus der Lindenstraße: Wann ist Lärm wirklich Lärm?
Anwohner der Lindenstraße beschweren sich über zu hohe Werte bei einem benachbarten Betrieb. Stadt und Kreis sehen das anders. Die Firma reagiert überrascht.
Monheim. Wann ist Lärm auch wirklich Lärm? Die Diskussion darüber geht ja bereits häufig bei Paaren in Sachen Musik los. Und Anwohner von der Lindenstraße (Namen der Redaktion bekannt) führen die Diskussion mit Vertretern der Stadt und des Kreises Mettmann.
Es geht um einen benachbarten Betrieb an der Mittelstraße. Dort verpackt Aesica, ehemals UCB und davor Schwarz Pharma, Medikamente. Für Anwohner ist der Betrieb mit seinen knapp 100 Mitarbeitern zu laut. Die Behörden sehen das anders.
Es handelt sich um ein sogenanntes Mischgebiet. Der Betrieb war dort bereits Anfang der 1950er-Jahre angesiedelt worden. „Damals war das noch grüne Wiese. Die Wohnbebauung kam erst später“, sagt Stadtsprecher Michael Hohmeier.
Entsprechend besteht ein Bestandsschutz. Und Hohmeier ist ansonsten auch keine Beschwerde bekannt — auch nicht aus dem Mischgebiet Am Wald. Als besagte Anwohner 2009 an die Lindenstraße zogen, war ihnen vorab bei der Wohnungsbesichtigung der Lärmpegel nicht aufgefallen.
Ein Mitarbeiter der Kreisverwaltung kam aufgrund der Beschwerde nach Monheim und führte Messungen durch. Ergebnis: Die Werte werden nicht überschritten.
Die Anwohner wollten das so nicht akzeptieren und liehen sich in einem Ingenieurbüro ein Dezibelmessgerät aus. Über Wochen schrieben sie die Werte rund um die Uhr auf. Für sie ist das Fazit eindeutig: zu laut.
Für Bürgermeister Daniel Zimmermann sind diese eigenmächtig durchgeführten Messungen keinerlei Beweis: „So etwas muss von Experten gemacht werden, die damit speziell beauftragt werden. Das ist geschehen. Ich sehe da keinen Handlungsbedarf mehr.“ Auch das Stadtoberhaupt verweist darauf, dass es ansonsten keinerlei Beschwerden gebe.
Eher überrascht sind die Verantwortlichen von Aesica: „Wir führten im vergangenen Jahr Gespräche mit einem Anwohnerpaar. Es hatte sich zurecht über den Lärm einer Müllpresse zu später Stunde beschwert. Wir haben das abgestellt“, sagt Ralf Tamm, Leiter des Gebäudemanagements an der Mittelstraße.
Die Firma betont, dass ihr ein gutes Verhältnis zur Nachbarschaft ausgesprochen wichtig sei. Und Tamm verweist auf die Messung des Kreises Mettmann. Es sei alles in Ordnung gewesen. „Und seit dem Herbst hat es dann von den Anwohnern auch keinen Kontakt mehr zu uns gegeben. Da gehe ich doch davon aus, dass nun alles in Ordnung ist“, so der Leiter des Gebäudemanagements.
Laut Robert Ullrich, Abteilungsleiter Stadtplanung im Rathaus, liegt in diesem Mischgebiet der zulässige Höchstwert nachts bei 45 Dezibel, tagsüber (6 bis 22 Uhr) bei 60. Zum Vergleich: Ein normales Gespräch im Abstand von zwei Metern hat eine Lautstärke von etwa 45 Dezibel.