Bildungspaket startet holprig
734 Anträge sind für das Bildungspaket eingegangen. Weil kein zusätzliches Personal bereitsteht, dauert deren Bearbeitung.
Langenfeld. Auf Claudia Brücks Tisch stapeln sich die Akten. Seit Wochen wühlen sich die Sacharbeiter des städtischen Referats Soziales durch die Anträge für das Bildungspaket. Damit Kinder künftig nicht mehr ausgegrenzt werden, weil die Geldbörse der Eltern leer ist, wurde im März dieses Jahres vom Bund eine Reform der Sozialgesetze verabschiedet, die unter dem Titel „Bildungspaket“ bereits für reichlich Schlagzeilen gesorgt hat.
Das städtische Referat Soziales ist für Anträge von Empfängern von Sozialhilfe, Wohngeld und Kinderzuschlag zuständig — das sind in Langenfeld rund 1983 Berechtigte. 250 Anträge wurden gestellt, verteilt auf 115 Kinder. „Wir haben gehofft, dass wir die meisten Anträge in den Ferien prüfen und dann die Bewilligungen herausgeben können“, sagt die Langenfelder Sachbearbeiterin Claudia Brück. Allerdings habe sie auch die üblichen Sozialhilfeanträge abzuarbeiten, für das Bildungspaket ist kein zusätzliches Personal eingesetzt worden. Bis zum Ende der Ferien hoffen die Mitarbeiter des Referats deshalb, wenigstens die Hälfte der Anträge abgearbeitet zu bekommen. „Wir geben wirklich alles.“
Und das habe man bereits nach Verabschiedung der Reform getan: Antragsformulare wurden schnellstmöglich zusammengeschustert. „Anspruchsberechtigte Eltern sollten erst mal ihr Kreuz machen, die Anträge bekamen einen Eingangsstempel. Die Ansprüche der Menschen sollten gesichert werden“, sagt Brück. Schließlich sei die Eingangsfrist erst auf den 30. April festgesetzt worden, später dann aber auf den 30. Juni verlängert worden. „Wenn so eine Reform beschlossen wird, ist das sehr theoretisch. Wir wussten ja selbst erst einmal nicht, was das eigentlich ist“, sagt Brück. Plakate und Broschüren seien im Rathaus ausgelegt und an die Träger weitergegeben worden, eine Internetseite aufgebaut und mit den Schulen Kontakt aufgenommen worden.
Um Anträge, beispielsweise auf eine Bezuschussung der Mittagsverpflegung, bearbeiten zu können, musste zunächst überprüft werden, wie die entsprechende Schule bei ihrer Verpflegung verfährt. „Die eine Schule arbeitet mit einer Chipkarte, bei der anderen wird nach einem Monat eine Rechnung gestellt“, sagt Brück. „Das nimmt Zeit in Anspruch, das ist den meisten Eltern nicht bewusst.“ Die meisten anspruchsberechtigen Eltern haben Schulbeihilfe beantragt. „Das wird bar ausgezahlt. Für das erste Schulhalbjahr sind es 70 Euro, für das zweite 30 Euro.“
Viele Eltern wollen ihrem Kind aber auch die Teilhabe in einem Sportverein oder der Musikschule ermöglichen. „Es gibt außdem viele Anträge für die Mittagsverpflegung“, sagt Brück. Alles andere, es bleiben vier weitere Bildungspakete wie Bezuschussung für Schülerbeförderung, Lernförderung, Ausflüge und Klassenfahrten, sei bisher weniger oder gar nicht beantragt worden.
Das Jobcenter bearbeitet Anträge der Empfänger von Arbeitslosengeld II — das sind laut Kreis Mettmann in Langenfeld 1214 Berechtigte. 484 Anträge sind eingegangen, bewilligt wurden bislang 168. „Die Bearbeitungszeit liegt derzeit bei fünf Tagen, aber mit der Routine kommen wir jetzt langsam auf zwei“, sagt Bernhard Hildebrandt. Zu Beginn habe man nicht gewusst, welche Unterlagen notwendig seien, deshalb sei viel erst einmal liegengeblieben. „Die Einführung des Bildungspakets ist ziemlich holprig gewesen. Aber jetzt läuft es.“