Bürger-Workshop plant ein neues Wohnviertel für die künftige Nachbarschaft
Stadtplaner präsentierten erste Ideen für das Quartier „Unter den Linden“ im Berliner Viertel.
Monheim. Eifrig beschriftet Hermann Ulrich (49) einen Zettel nach dem anderen mit Vorschlägen, die die Bürger machen. „Frauenfitness“ steht auf dem einen, „Eisdiele“ auf einem anderen. Der Geschäftsführer des Stadtplanungsbüros Ulrich Hartung stellte zuvor im Saal der Volkshochschule mit seinem Team erste Ideen für das neue Wohnquartier „Unter den Linden“ im Berliner Viertel vor. Die Monheimer Stadtverwaltung hatte zu diesem Bürgerworkshop eingeladen.
Das 2,2 Hektar große Areal wird nach dem Abriss der Anton-Schwarz-Hauptschule im Sommer 2017 entwickelt. Rund 200 barrierefreie Wohnungen in Mehrfamilienhäusern (vier bis fünf Etagen) sollen neu entstehen, davon genau 30 Prozent Sozialwohnungen. Alle mit einem hohen ökologischen Standard. Bürgermeister Daniel Zimmermann sieht dort große Chancen für neue Wohnformen, die das Viertel insgesamt attraktiver machen sollen. Beispielsweise könnten die Bereiche Wohnen und Arbeiten vernetzt und kleine Ateliers im Erdgeschoss eingerichtet werden.
Die drei Architekturbüros H + B Stadtplanung, Cityförster und Ulrich Hartung präsentierten am Mittwochabend erste Entwürfe und stellten sie zur Diskussion. Statt dem eher spärlich erschienen Publikum konkrete Vorschläge zu machen, betonte Hermann Ulrich: „Wir erfinden keine neue Stadt und wollten deshalb heute alles offen lassen.“ Die Anwohner, so sein Ziel, sollten zunächst sagen, welches Nutzungskonzept in ihr Viertel passe. Das Thema Nachbarschaft spiele eine entscheidende Rolle, wenn man sich für eine neue Wohnung entscheide. Die Bedürfnisse seien aber in jungen Jahren andere als im Alter. Das neue Quartier müsse aber für alle etwas bieten. Oliver Seidel von der Partnergesellschaft Cityförster hat sich das Wohnumfeld zweimal angeschaut und erkennt dort ein „großes Potenzial“. Sein Team möchte die Flächen klarer gestalten, als das bisher der Fall ist.
Michael Hecker (H + B Stadtplanung) erkennt in der Brandenburger Allee und dem Nord-Süd-Grünzug prägende Achsen im Viertel. Das viele Grün empfindet er als „Chance“, jedoch „verwässere“ die Bepflanzung auch die Struktur, gab er zu Bedenken.
Sein Büro stellte mehrere Varianten vor, unter anderem eine „offene Blockstruktur“, die die harten Barrieren aufbreche und mehr Kommunikation ermögliche. Wichtig sei es jedoch, dass neue Baugebiet mit der Brandenburger Allee und der Lichtenberger Straße zu vernetzen und Zwischenräume zu kultivieren. Michael Hecker kann sich durchaus vorstellen, die Straßen als „Wohnraum“ zu nutzen.
Unter den Besuchern, die den Ausführungen lauschten, war auch Marlies Kindel (75), die seit 1970 an der Erich-Klausener-Straße wohnt. Sie erhofft sich durch die Bebauung niveauvolle Nachbarn und eine Verbesserung der Atmosphäre. Hendrik Hüsken (37) lebt in einem Reihenhaus am Mona Mare. Er fand den Workshop „großartig“ und wünscht sich hochwertige Bebauung und, dass „viel Grün“ bleibt.