Club segelt im Naturschutzgebiet

Der Monheimer Segelclub darf den Monbagsee als Wassersportfläche benutzen.

Foto: Schmidt-Elmendorff

Monheim. Mitten in Monheim liegt der Monbagsee, ein überregional bedeutsames Naturschutzreservat für Wasservögel. Viele Zugvögel aus Skandinavien und Osteuropa legen hier auf dem Weg von und nach Afrika einen Zwischenstopp ein — wobei ihnen eine durchgängige Umzäunung störende Besucher vom Federkleid hält. Es gibt keinen Rundweg, der den See für Spaziergänger erlebbar macht, nur an wenigen Stellen kann man einen Blick auf die Wasserfläche werfen. In diesem geschützten Naturraum hat der Segelclub Monheim (SCMO) sein Revier. „Seit 45 Jahren bewegen wir uns lautlos über den See“, sagt der Vorsitzende Gerd Grupe.

Foto: Ralph Matzerath

180 Hobbysegler genießen das Privileg, mit ihren Optimisten, Lasern und anderen Einhand-Jollen über die 420 000 Quadratmeter segelbarer Fläche zu gleiten. „Die Vogelinsel markiert die Grenze zum gesperrten Teil des Sees“, sagt Lutz Möller, Sportwart des Clubs, und zeigt in die Richtung, wo in der Ferne der blaue Schwimmbagger auszumachen ist. Der kleine Yachthafen mit den beiden langen Schwimmstegen und der malerischen Trauerweide vermittelt eine beschauliche Ruhe, lässt geradezu Urlaubsstimmung aufkommen, wäre da nicht im Hintergrund das Grollen der Abrissbagger auf dem Menk-Gelände. „Ein Kleinod“, sagt Möller. Überhaupt Segeln, sagt er, das sei angewandte Grenzflächenphysik: Man müsse die unterschiedlichen Kräfte von Luft und Wasser geschickt zum Vortrieb nutzen. „Die Physik ist nur beim Segeln so direkt erlebbar“, sagt der gebürtige Kieler, der als Sechsjähriger erstmals Ruderpinne und Schot in die Hand nahm und in seiner Jugend „vor allem um die Wette gesegelt ist“. Als der Unternehmensberater Anfang der 90er Jahre ins Rheinland kam, um bei Mannesmann in Benrath anzuheuern, sah er sich nach einem geeigneten Wohnort mit angeschlossenem Yachthafen um. „Und das war Monheim — der einzige Ort, in dem man tatsächlich in der Stadt segeln kann“, so Möller.

Und nach dem Motto „wer suchet, der findet“, betreibt der Verein auch seine Mitgliederwerbung. „Die geschieht vor allem über Flüsterpropaganda: Wenn unsere Kinder Freunde mitbringen, sind diese oft komplett begeistert“, sagt Möller. Er ist überzeugt: Wer einmal mit dem Segler-Virus infiziert wurde, wird ihn nicht mehr los. Das Schöne am Segeln sei, dass man sich ganz auf die Natur einlasen müsse. „Man muss mit dem Wind arbeiten, den man hat.“ Auf dem Monabagsee herrschten typische Binnengewässerverhältnisse. „Zum Westen hin, der vorherrschenden Windrichtung, haben wir eine große Freifläche“, sagt der 58-Jährige. Wenn auch die immer höher wachsenden Bäume zunehmend die Kraft des Windes ausbremsten.

Wie jeder Sportverein betreibt der SCMO aktive Nachwuchsarbeit. „In ihren Optimisten sind die Kinder ihre eigenen Kapitäne: Sie bestimmen Tempo und Segelzeit selber“, sagt Möller. In den vergangenen Jahren habe man 120 Kindern das Segeln beigebracht, so der Sportwart.

Seine beiden Kinder Sven und Nadine haben sogar an Jugendeuropa- und Weltmeisterschaften in der Europe-Klasse (eine Einhand-Jolle) teilgenommen. Sein Sohn studiert inzwischen Schiffbau in Kiel. „Auch im Wettbewerb geht es vor allem ums Segeln: Wir brauchen keine Zuschauer. Deshalb sind wir auch so glücklich auf diesem See.“ Er glaubt, dass sein Sport in naher Zukunft größere Bedeutung erlangen wird, „weil eine immer sportlichere Gesellschaft nach Möglichkeiten zur Entschleunigung sucht“.

Jetzt ist gerade die Winterpause vorbei, die von 1. November bis 1. April dauert. „Wir füllen diese Zeit mit Seemannschaft aus, also der Theorie, etwa wie man sein Boot im Wasser hält, ohne abzutreiben“, sagt Möller. Am 29. und 30. April ist dann Ansegeln.