Dem Rat droht Marathonsitzung
57 Themen besprechen die Mitglieder am Mittwoch.
Monheim. Für Beate Hellingrath ist am Mittwoch Fingerkneten angesagt. „Wenn man stundenlang mitschreiben muss, bleibt es nicht aus, dass die Hand zwischendurch schlappmacht“, sagt die Monheimer Kommunalbeamtin. Die 59-Jährige ist im Rathaus für die Protokolle der Ratssitzungen zuständig. Für die heutige sind 57 Tagungsordnungspunkte festgelegt, 50 davon öffentlich. „Das könnte ein Marathon werden“, sagt Hellingrath.
Ein Tagesordnungspunkt: der Haushalt. Zu welcher Uhrzeit die 40 Ratsleute und der Bürgermeister als Vorsitzender des Rates über den Haushalt abstimmen werden, ist ungewiss. Fest steht nur: Sitzungsbeginn ist um 16 Uhr. „Haushaltssatzung und Haushaltsplan 2015“ sind erst unter Tageordnungspunkt 45 an der Reihe. „Wie schnell wir dort sein werden, ist schwer abzuschätzen“, sagt Werner Goller, einer der „dienstältesten“ Ratsleute. „Die Mehrzahl der Vorlagen dürfte zügig durchgehen, weil sie bereits in den Fachausschüssen abgehandelt wurden“, glaubt der Sozialdemokrat.
Das Spektrum der anstehenden Entscheidungen reicht von der Einrichtung eines „Mobilen Bürgerbüros“ in Baumberg über die Vereinbarung einer Städtepartnerschaft mit Atasehir in Istanbul bis hin zur Erhöhung des Zuschusses für den Abenteuerspielplatz.
Die bislang längste Sitzung, an die sich Goller erinnern kann, ereignete sich nach seinem Dafürhalten im Februar 1982: „Damals hatte der Rat den Errichtungsbeschluss für die Gesamtschule zu fassen und es bestanden noch die scheinbar unüberwindlichen Fronten zwischen Befürwortern und Gegnern dieser Schulform. Da blieb kein Auge trocken“, erzählt der heute fast 70-Jährige, der damals sein drittes Jahr im Stadtrat erlebte.
Protokollführerin Hellingrath erinnert sich an eine Ratssitzung, die „über Mitternacht“ gegangen sei: „Das müsste etwa 2010 gewesen sein, Thema war unter anderem das Sportstättenkonzept.“ Damit ihr beim Mitschreiben keine Unterzuckerung droht, isst sie vor den Sitzungen immer eine Kleinigkeit. „Aber nicht zuviel, schließlich darf ich während der Arbeit nicht träge werden.“ Zur Sicherheit läuft jedoch auch ein Tonband mit.
Bürgermeister Zimmermann glaubt übrigens nicht an eine Marathonsitzung: „Ich schätze, spätestens nach etwa vier Stunden sind wir mit sämtlichen Tagesordnungspunkten durch.“