Der Mitmachzirkus bringt die ganze Welt unter ein (Zelt)Dach

Der „Circus Proscho“ legt in diesem Jahr ganz besonders viel Wert auf die Integration aller Jungen und Mädchen in Langenfeld.

Foto: Ralph Matzerath

Langenfeld. Kevin (10) balanciert zwei Teller auf schmalen Holzstäben. Sie drehen sich. Der kleinere Fahad (ebenfalls 10) reicht ihm einen weiteren und versucht auch noch einen vierten zu Kevin zu reichen. Doch trotz seiner Superman-Hose landen die Teller vorher auf dem Boden. Fahad ist ein Flüchtlingskind. Kevin ist Deutscher. Sie sind ein gutes Team. Genau das ist es, was der Circus Proscho erreichen möchte: „Eine Welt im Zirkuszelt.“ Über die Flüchtlingshilfe haben einige Kinder von dem Circus erfahren und konnten einen Platz im Nachmittagsprogramm ergattern.

Darunter der 14-Jährige Alireza. Er kam vor zwei Jahren nach Deutschland und lebt seit 2015 in Langenfeld. In seiner Heimat Afghanistan hatte er früher schon mal einen Zirkus besucht. Der Mitmachcircus ist für ihn aber eine „neue, ganz tolle Erfahrung.“ Das finden auch seine Freunde Bland (12) und Ammar (13), die aus Syrien stammen. Zusammen proben die drei das Feuerspucken. Dabei hätten sie bereits gelernt, dass sie „vor Feuer keine Angst mehr haben brauchen“, erzählt Bland stolz. Die drei haben mit ihrer Gruppe bereits einen brennenden Feuerstab über ihre Hand gerieben. Unerschrocken sind sie. Und vor allem fasziniert vom Feuer. Interessiert begutachten sie die Brandwunden ihrer Gruppenleiter. Immer wieder bemerkt Alireza, wie heiß das Feuer in seiner Hand ist. Trotzdem strahlt er bis über beide Ohren. Nach der Pause möchte der Junge versuchen, den Feuerstab an den Mund zu nehmen. Inka (13) versteht sich gut mit den drei Flüchtlingsjungs und übt gerne zusammen mit ihnen. „Das ist sehr spannend!“

Für die Proscho-Zirkusfamilie berichtet Manuela Maatz, dass es bisher zu keiner Sprachbarriere gekommen sei. „Die Flüchtlingskinder haben schon sehr viel Deutsch gelernt und auch hier können sie ihr Vokabular weiter ausbauen.“ So würden die Flüchtlingskinder nicht nur unter sich bleiben, sondern im Laufe der Zeit auch Freundschaften mit deutschen Kindern schließen. Raphael (7) und andere Kinder proben zwei Haustiernummern die Tiere schon kennenlernen. Jochen Krenzola, bekannt aus der RTL-Fernsehsendung „Das Supertalent“ hat unter anderem Laufenten, Tauben, Hühner, Papageien, Katzen, Hängebauchschweine, einen Truthahn und Kakadus dabei. Welche Tiere in der Show auftreten werden, kann er noch nicht sagen. Denn „die Tiere suchen sich selber aus“, ob und mit wem sie eine Show einstudieren möchten.

Besonders ulkig finden die Kinder die Hängebauchschweine. Doch auch die Papageie mag Emma (9) sehr. Zum vierten Mal ist sie nun schon dabei, gemeinsam mit ihren Freundinnen Sina und Clara (beide 10) hört sie Krenzola aufmerksam zu. „Wir haben heute schon viel zu der Haltung der Tiere erfahren.“, berichtet Clara stolz. „Und zu der Pflege!“, ergänzt Sina. Sie alle sind gespannt, was sie am Ende der Woche mit den Tieren in der Manege aufführen werden können. Eltern, Großeltern und Geschwister werden gucken kommen. Auch Bland, Alireza und Ammar freuen sich auf ihren Auftritt im Zirkuszelt. Am Wochenende werden im Zelt zum Abschluss 270 Kinder und ihre Familien jeglicher Hautfarbe, Religion und Herkunft beisammen sein.