Die Jecken brauchen jede Spende
Um Umzüge und Proklamationen zu finanzieren, müssen Karnevalisten oft kreativ werden.
Langenfeld/Monheim. „Wer soll das bezahlen?“ So vertonte das Kölner Original Jupp Schmitz bereits 1949 die entscheidende Frage für alle Brauchtumsfreunde. Weit vor dem Höhepunkt der Session müssen die organisierten Jecken dafür sorgen, dass Künstler, Sitzungen, Umzüge, Wurfmaterial, Ornat, Orden und so weiter finanziert werden. Gefragt sind neben Geld gezielte logistische Unterstützungen und Sachspenden aller Art. Dabei zeigen Karnevalisten und Sponsoren Einfallsreichtum und viel Engagement.
In Monheim verkauft der Verein Chrisboomschmücker alljährlich Weihnachtsbäume, um mit dem Erlös Wagenbau und Fußgruppe für den Rosenmontagszug zu finanzieren. „Im Idealfall erzielen wir sogar einen Überschuss, den wir sozialen Zwecken zuführen“, sagt Vereinssprecher Christian Halbey. So seien letztes Jahr rund 1000 Euro an „Tischlein Deck Dich“ gegangen.
Andreas Buchheim ist Organisator des inzwischen 12. Reusrather Lichtzuges. Er und seine Mitstreiter im Rüsrother Carnevals-Comitee sammeln viele Stunden an den Haustüren. „Zehntausend Euro für Straßenreinigung, Gema-Gebühren, Musik, Security und so weiter — also ohne Wagenbau und Wurfmaterial“ beziffert Buchheim den finanziellen Kraftakt. Die Reaktionen auf die Hausbesuche seien unterschiedlich. „Manche sind Feuer und Flamme, andere schlagen die Türe zu.“ Buchheims Erfahrung zeigt, dass die Sammlung unmittelbar am Zugweg kritisch ist. „Da hören wir eher Beschwerden über den Lärm oder Dreck.“ Es komme aber auch vor, dass Leute klagen, weil bei ihnen nicht gesammelt wurde. Andere spenden regelmäßig per Überweisung und mit Spendenquittung. Das Geld von 60 bis 80 regelmäßigen Firmen-Sponsoren und der Erlös der After-Lichterzug-Zelt-Party mit 15 Euro Eintritt stehen auf der Einnahmeseite. Die Ausgaben für den jecken Reusrather Sonntag summieren sich inzwischen auf 70 000 Euro.
„Ohne Sponsoren geht es nicht, die Suche nach Geldquellen ist eine Daueraufgabe“, bestätigt Helmut Schoos. Der Vorsitzende des Festkomitees Langenfelder Karneval (FLK) kennt inzwischen „alle denkbaren Ausreden“. Favorit bleibe „Wenn ich Euch was gebe, kommen andere auch.“ Bewusst fast anonym bleiben die meisten der 78 Ehrensenatoren des Festkomitees, die mit ihren Zahlungen Prinzenproklamation und Karnevalszug in Langenfeld überhaupt möglich machen. Klassiker bei der Unterstützung: die von Autohäusern bereitgestellten Prinzenwagen. Opel Gierten motorisiert seit mehr als zehn Jahren in Langenfeld und Hilden die Tollitäten, diesmal zusätzlich das Kinderprinzenpaar in Langenfeld. „Wir vertrauen auf die Wechselwirkung“, sagt Raimund Dimke, Verkaufsverantwortlicher in Langenfeld. „Wir helfen unseren Kunden, die erinnern sich bei passender Gelegenheit an uns.“ VW-Händler Schnitzler hilft dem Berghausener Dreigestirn zu einem VW-Bus, das kleine Dreigestirn wird im Touran kutschiert.
Die Monheimer Firma UCB stellt seit sechs Jahren dem Hitdorfer Dreigestirn für die Session zwei Autos aus dem eigenen Fuhrpark zur Verfügung. „Karneval ist ein Kulturgut, gehört zu Monheim. Und wir zeigen unsere Standortverbundenheit“, meint UCB-Sprecher Werner Bleilevens. „Allerdings können wir nicht auf allen Hochzeiten tanzen“, bedauert er mit Blick auf Wünsche anderer Vereine. Dieses Jahr hilft UCB besonders gern, „der Bauer im Dreigestirn ist ein Kollege“.
Vielfach bieten Anzeigen in Programmheften, auf Plakaten oder der Rückseite von Prinzenfotos, sowie eingeprägte Firmennamen in Orden Sponsoren Gelegenheit, sich zu präsentieren. Dass damit nicht unmittelbare Werbewirkung erzielt werden soll, beweist der Orden des Hildener Kinderprinzenpaares, auf dem der Name eines örtlichen Bestatters (Thelen) zu lesen ist.