Johanneskirche ist außer Dienst gestellt

Mehr als 350 Gemeindemitglieder nahmen in einem bewegenden Gottesdienst Abschied von der Kirche. Diese wird abgerissen.

Foto: Ralph Matzerath

Langenfeld. Die drei Glocken der evangelischen Johanneskirche in Langenfeld sind für immer verstummt. Gestern um kurz vor 11 Uhr läuteten sie den letzten Gottesdienst in dem Sakralbau an der Stettiner Straße ein, an dessen Ende Superintendent Gert-René Loerken erklärte: „Gemäß Beschluss des Presbyteriums stellen wir nun die Johanneskirche außer Dienst.“ In der würdevollen Feier nahmen mehr als 350 Gemeindemitglieder, darunter sämtliche acht Pfarrer, Abschied von der Kirche. Diese, 1954 erbaut und 1984 um ein Gemeindezentrum erweitert, wird abgerissen, das Grundstück an einen Wohnbauinvestor veräußert. In dem künftigen Komplex wird der schrumpfenden, unter Spardruck stehenden Kirchengemeinde lediglich ein anzumietender Saal bleiben.

Abschied — dieses Wort zog sich wie ein roter Faden durch den Gottesdienst, ob in Worten oder in Spiel und Gesang von Isabella Marchewka (Harfe) und Regina Rücker (Violoncello, Sopran). Mit Kompositionen unter anderen von Händel und Schubert verliehen sie der Trauer um das Gotteshaus musikalisch Ausdruck. Karin Seitz vom Presbyterium sagte: „Wir nehmen von dieser Kirche Abschied, nicht jedoch von der Kirche Jesu Christi.“ Die Vorsitzende des Leitungsgremiums hatte den Rückzug der Gemeinde auf nunmehr drei Kirchenstandorte in einem jahrelangen Entscheidungsprozess mit durchsetzen und vertreten müssen. Mehr als 2000 Unterschriften wurden gegen die Schließung der Johanneskirche gesammelt — vergebens. Superintendent Loerken erinnerte in einem Gebet an die unzähligen Abendmahlfeiern, Taufen, Konfirmationen, Trau- und Trauerfeiern, die die Johanneskirche in den fast 63 Jahren ihres Bestehens erlebt hat. Manch einer ist seit Kindheitstagen eng mit ihr verbunden. So wie Prädikant Dieter Goltz, der Pfarrerin Angela Schiller-Meyer einen Blumenstrauß überreichte für deren beherzten Einsatz in der Abschiedswoche. In diesen letzten Tagen gab es Andachten und Zeiten der Stille, aber auch an sich fröhliche Runden von etlichen der betroffenen rund 40 Gemeindegruppen, von Chören bis zum Reparaturcafé. Diese werden sich nun überwiegend in der Erlöserkirche an der Hardt oder in Richrath treffen. Als Ausweichquartier für zentrumsnahe evangelische Gottesdienste dient ab dem kommenden Sonntag das CBT-Haus an der Eichenfeldstraße.

Von der Schließung betroffen sind formell knapp 3000 der insgesamt 14 500 Gemeindemitglieder in Langenfeld. In seiner Predigt erinnerte Superintendent Loerken an die „schwierige Situation“ der schrumpfenden evangelischen Kirche in Deutschland, möglicherweise die „größte Krise“ seit der unmittelbaren Nachkriegszeit. „Da steht Langenfeld nicht allein.“