Ditib: „Verurteilen Spitzeltätigkeit“
Bei „Christen treffen Muslime“ warb die Gemeinde um Vertrauen und um Mitglieder für einen Beirat beim Moscheebau.
Monheim. Eigentlich ist es ein ganz normales Zusammenkommen des Monheimer Gesprächskreises „Christen treffen Muslime“, der sich seit zwölf Jahren trifft. Das Thema diesmal: „Welche Funktionen haben religiöse Zentren wie Kirchen oder Moscheen?“ Der Anlass: „Die Ditib-Gemeinde in Monheim steht momentan im öffentlichen Interesse rund um den ehemals hier eingesetzten Imam Selcuk Kurt“, sagt Erdogan Akpolat, Dialogbeauftragter der Monheimer Ditib-Gemeinde. Er spürt das Interesse am eigenen Leib, wird verkabelt von einem WDR-Team, das Stoff für eine Sendung über die kleine Stadt am Rhein sammelt, die den beiden Moscheevereinen Grundstücke zum Moscheebau überlässt.
Bevor er in den Dialog mit dem katholischen Pfarrer Burkhard Hoffmann und dem evangelischen Pfarrer Till-Karsten Hesse eintritt, verliest vor gut 40 Zuhörern, darunter viele Muslime und Muslima, eine Erklärung seiner Gemeinde. „Mit Bestürzung haben wir zeitgleich mit der Öffentlichkeit erfahren, dass gegen Herrn Kurt aufgrund von Spitzelvorwürfen ermittelt wird“, sagt Akpolat für den Vorstand des Moscheevereins. Wir möchten betonen, dass wir „jede Spitzeltätigkeit verurteilen. Wir alle sind dem Grundgesetz in Deutschland verpflichtet.“ Sein Verein setze weiter auf ein gutes Miteinander. Die Ergebnisse der Ermittlungen müsse man abwarten. Mehr gebe es dazu nicht zu sagen. Gesprächskreis-Sprecher Bernd M. Wehner von der katholischen Gemeinde erklärt dazu: „Noch gilt die Unschuldsvermutung.“ Dennoch: Das Thema bleibt im Raum, auch als Pfarrer Burkhard Hoffmann das Innenleben eines katholischen Kirchenbaus erläutert. Sein evangelischer Kollege Till-Karsten Hesse nähert sich dem Thema mit der Frage „Wo wohnt Gott?“ und gibt, nach Luther, die Antwort. „Kirche ist der Ort der Wortverkündigung.“ Die Kirche ist ein Versammlungsraum, der durch die Gemeinschaft der Christen sozusagen geheiligt wird. Auch das Eki-Haus, in dem das Treffen stattfindet, sei in diesem Sinne ein Gotteshaus.
Erdogan Akpolat, Dialogbeauftragter
Anders die Muslime. „Wir brauchen eine Moschee“, sagt Erdogan Akpolat, der unterwegs keine Gelegenheit auslässt, eines seiner fünf Gebete in einer Moschee zu verrichten. Das gilt besonders für das Freitagsgebet, das für gläubige muslimische Männer verpflichtend ist. In Monheim kommen freitags 300 türkische Muslime zusammen Dazu muss es eine Moschee geben, einen Raum, der sauber ist, der eine Nische für den Vorbeter hat. Prinzipiell würde eine Moschee als Ort genutzt, wo gelehrt und unterrichtet wird, wo Jugendarbeit stattfindet, sich die Gemeinde versammeln kann und wo Feste wie Hochzeiten oder Geburten gefeiert werden. Auch sei dort der Platz, die Verstorbenen zu waschen und zu betrauern. „Das gemeinsame Gebet stärkt die Gemeinschaft und die soziale Kontrolle“, betont Akpolat. Doch er weiß um das Misstrauen, um die Diskussion zum Moscheebau. „Wir wollen im Zuge der Planung und des Moscheebaus einen Beirat gründen, der die Bauphase begleitet“, kündigt er auf die Frage nach den Bauplänen an.
Dazu will er Christen und Vertreter von Monheimern einladen. Vorgesehen sind vier Klassenräume, ein Konferenzsaal für 300 Menschen. Die Pläne sind in Arbeit. Vier Büros arbeiten daran. „Wenn die Pläne vorliegen, müssen wir schauen, was machbar und genehmigungsfähig ist“, sagt der Vorsitzende des Moscheevereins Ramazan Akcora, während Akpolat von seinen Kabeln befreit wird.