Naturschützer bauen drei Hotels für Insekten
In den Herbergen kommen schwärmende Wildbienen, Marienkäfer und Florfliegen unter.
Monheim. Drei neue Hotels erwarten in Monheim ihre fliegenden Gäste: Eins im Landschaftspark am Wasserspielplatz, das noch im Bau ist und der Marienburg nachempfunden wird. Eines am Ende des Deichwegs am Rheinwanderweg zwischen Kielsgraben und ehemaligen Rheinterrassen, das gerade fertig wurde, und ein weiteres im Marienpark, das schon länger steht. Sobald es wärmer wird, sollen die Gäste — hauptsächlich Wildbienen, aber auch Marienkäfer und Florfliegen — in Schwärmen eintreffen und ihre Eier ablegen. „Unsere Gärten sind meistens viel zu steril und aufgeräumt, als dass dort noch viele Insekten nisten“, sagt Frank Gennes, Sozialarbeiter und Naturpädagoge sowie Beauftragter des Naturschutzbundes (Nabu) für Monheim. Und deshalb haben er, Detlef Garn, Leiter der Nabu-Wildbienen AG, und der Vorsitzende des Vereins Landschaftsschutz, Josef Lambertz, sich zusammengetan und drei komfortable Kinderstuben für Bienen und andere Insekten bauen lassen.
Am Rheinwanderweg sollen beispielsweise mindestens 5000 junge Bienen im Frühjahr 2018 ihr Zuhause verlassen, nachdem sie fast ein Jahr lang gut versorgt in ihrem neuen Hotel verbracht haben. Schon in den nächsten Wochen sollen die Bienendamen sich an die Arbeit machen: „Ei! Nahrung! Tür zu!“, beschreibt Gennes den Vorgang der Eiablage. Jedes Ei hat seine eigene kleine, von der Mutter abgeschlossene, Wabe. „Eine männliche Biene öffnet immer die vorderste Tür“, beschreibt Gennes, „und dann folgen die Mädels, die ihre bequemen Behausungen verlassen, um in Blüten ihre Nahrung zu finden“.
So ein Insektenhotel hält für jeden Geschmack eine Kinderstube bereit. Je nach Größe der Tiere sind es Bohrlöcher mit unterschiedlichem Durchmesser in Astscheiben von Eichen, Buchen, Linden und Obstbäumen, die Hohlräume in Zapfen und Halmen oder kleine Insekten-Appartements in einer Lehm-Sandmischung oder in Stroh. Honig produzieren die Wildbienen übrigens nicht. Aber sie sind unverzichtbar beim Bestäuben und Vermehren von Pflanzen. 500 Wildbienen-Arten leben in Deutschland. Mit dem Bau von Insektenhotels hilft man, ihren Bestand zu erhalten.
Die Insektenhotels in Monheim sind architektonisch ausgefeilte Biotope aus Menschenhand. Von einem Schreiner gefertigt, müssen sie Hochwasser und Sturm trotzen und sind deshalb auf einem stabilen Fundament befestigt worden. Ihr Innenleben wurde von der Behindertenwerkstatt in Velbert gefertigt. Die Dächer, die den Nistplatz vor Regen schützen, werden alle begrünt. „Zwei Tage braucht der Aufbau eines solchen Kunstwerkes. Mehrere Leute sind damit beschäftigt“, sagt Gennes. Das hat seinen Preis: 7500 Euro kostet so ein Insekten-Domizil.
Die Naturschützer hoffen, dass die „Neubauten“ einige der Passanten dazu inspirieren, auch im heimischen Garten einen einfachen Nistplatz zur Verfügung zu stellen. Anleitungen gibt’s im Internet.