Schmerzfrei nach der Hüft-Op
Hüftoperationen im Alter sind ein Risiko? Das war einmal. Heute verschaffen neue künstliche Gelenke neue Lebensqualität.
Langenfeld. Bruno Oberkirsch (84) radelte viel und häufig, früher nicht nur vom Tulpenweg zu seinem Arbeitsplatz bei Becker und Bernhard, sondern er tourte quer durchs Land. Das früher ebenfalls geliebte Wandern fiel ihm allerdings mit den Jahren immer schwerer. „Beim Radeln selbst war ich schmerzfrei, aber dass Auf- und Absteigen waren qualvoll und ich wurde immer unsicherer“, so seine Erinnerung. Für ihn begann der Weg durch die Arztpraxen, um den Belastungsschmerzen zu entkommen; Untersuchungen, Medikamente, unterschiedliche Diagnosen. „Ich wollte nicht dauerhaft Schmerzmittel nehmen“.
Als die Vermutung im Raum stand, dass eine Hüft-Operation helfen könne, überwies ihn sein behandelnder Arzt an Dr. Ralf Kirchner, einen örtlichen Orthopäden, der als Belegarzt operiert.
Der Eingriff erfolgte drei Wochen später im September 2015 in der Lukasklinik, einige Wochen Reha am Ostseestrand, zwölf Wochen ging er an Krücken — jetzt radelt und läuft der Senior wieder schmerzfrei durch die Stadt. „Ich würde es sofort wieder machen“, lautet sein Fazit.
Mit seiner Krankenkasse musste Oberkirch nicht sprechen, „das hat alles das Arzt-Sekretariat geregelt“.
Pressesprecherin AOK Rheinland/Hamburg
Hüft-OPs bei älteren Menschen rückten 2003 durch ein unglückliches Zitat des inzwischen verstorbenen CDU-Politikers Philipp Mißfelder in ein zweifelhaftes Licht. Es warf die Frage auf, ob sie noch lohnten.
Aktuell werden in Deutschland mehr als 200 000 künstliche Hüften jährlich eingesetzt. „Das numerische Alter des Patienten spielt zunehmend eine untergeordnete Rolle“, stellt Dr. Kirchner fest. „Ich sehe heute vermehrt aktive, ältere Patienten, die noch sehr selbstbestimmt leben und nur durch ein orthopädisches Krankheitsbild in ihrer Teilhabe und Lebensqualität eingeschränkt sind“, sagt er. „Wenn die klassischen Behandlungsansätze nicht ausreichen, sollten erfahrene Ärzte auch in Zeiten zunehmender Regelungsansätze weiter die Freiheit haben, alle Patienten weiter individuell in Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung beraten und therapieren zu dürfen“.
Dazu kommt, dass bei „künstlichen Hüften“ die Operationstechniken und Narkoseverfahren immer schonender werden und auch ältere Patienten zunehmend weniger belasten. Außerdem ist zu bedenken, „dass die bei einer Hüfterkrankung drohenden Bewegungseinschränkungen den körperlichen Alters-Abbau insgesamt beschleunigen.“
Doch „altersabhängige Leistungsbeschränkungen“ kennt das deutsche Gesundheitssystem trotz kontrovers geführter Diskussionen zur Finanzierbarkeit von patientengerechter Therapie auf hohem Niveau und für alle noch nicht. „In Deutschland ist die Hüftoperation keine Frage der Bezahlbarkeit und des Alters, sondern allein der Indikationsqualität“, sagt eine Pressesprecherin der AOK Rheinland/Hamburg.
Auch Walter Dottermann (80) aus Solingen-Ohligs zögerte nur kurz, als ihn im Frühjahr 2016 beim Scheren der über zwei Meter hohen 160 Meter langen Gartenhecke ein Sehnenabriss ereilte. Trotz fortgeschrittenen Alters drängte er auf eine OP. „Ich hatte trotz Medikamenten permanent Schmerzen, und konnte die Hand nur noch hüfthoch heben“.
Die OP durch Dr. Kirchner erfolgte Mitte Juli ambulant, drei kleine endoskopische Einschnitte, durch die der Sehnenriss erfolgreich zu behandeln war, Walter Dottermann konnte noch am selben Tag nach Hause gehen.
Es folgten Nachbehandlungen in der Praxis und Übungen mit dem Physiotherapeuten. „Jetzt komme ich wieder mit der rechten Hand ans linke Ohr, es wie ein kleines Wunder“. Seit September werkelt er wieder im Garten. Auch Dottermann ist Kassenpatient und musste im Vorfeld keinerlei besondere Formalien erfüllen oder Anträge stellen.