Eine Reise zu Gut Oedstein - Monheimer Stadtgeschichte
Mit Hilfe von Archivar Michael Hohmeier lässt die WZ ein fast vergessenes Stück Monheimer Stadtgeschichte wieder auferstehen.
Monheim. Wer heutzutage von Gut Blee aus über den Deich in Richtung Altstadt spaziert oder radelt, der passiert auf etwa halber Strecke einen abgezäunten Kleinen See. Nichts weist darauf hin, dass in dem Bereich einst ein Ausflugslokal und sogar ein Campingplatz waren. Ja sogar einen Fährbetrieb zum gegenüberliegenden Worringen gab es.
Willkommen in einem Stück Monheimer Geschichte, durch das mit Hilfe von Stadtarchivar Michael Hohmeier geführt wird: Besagter kleiner See — heute im Eigentum der Firma Bayer — war Ursprünglich ein Baggerloch, das ausgekiest wurde. Anfang der1970er-Jahre wurde der Betrieb eingestellt. Etwa zehn Jahre später entstand dort ein kleiner Freizeitpark. Der wurde allerdings schnell wieder abgerissen, weil überhaupt keine Bau-Erlaubnis vorlag.
Das Ausflugslokal hieß ursprünglich „Zur Rheinfähre“. Die Konzession dafür wurde bereits 1907 erteilt. Bis in die 1990er-Jahre war es geöffnet — später allerdings unter dem Namen Gut Oedstein.
Der Fährbetrieb hat eine noch viel längere Geschichte. „Mit dem 1. Januar 1846 wird (. . .) eine Staats-Fähr-Anstalt am sogenannten Oedstein in der Gemeinde Monheim errichtet werden“, zitiert Michael Hohmeier den Heimatforscher Fritz Hinrichs. Zuvor hatten wohl schon Rheinfischer nebenher Fährdienste geleistet. Wenn in Worringen oder Monheim Kirmes war, hatte die Fähre Hochbetrieb. Wahrscheinlich im Zweiten Weltkrieg wurde der Fährbetrieb eingestellt. Der Monheimer Rat lehnte die Wiedererrichtung 1951 ab.
Bis 1999 gab es auch einen Campingplatz unterhalb des Ausflugslokals am Rheinufer. Eröffnet wurde er wahrscheinlich Anfang der 1950er-Jahre. Kurz vor seinem Ende sorgte er noch einmal für Schlagzeilen: Die Comedy-Serie „Die Camper“ (RTL) wurde dort gedreht.
Campinggelände und Ausflugslokal wurden im Rahmen des Deichbaus abgerissen, die Eigentümer entschädigt. Das Gelände landeinwärts wurde als Flutungsfläche benötigt. Das unrühmliche Ende: Im Rahmen der Abrissarbeiten kam im Juli 2002 Sondermüll zu Tage. Sechs Tonnen Autobatterien, Kondensatoren und Altreifen mussten entsorgt werden. Die Stadt erstattete Anzeige gegen Unbekannt.
Das Monheimer Urgestein Karl König kann sich noch bestens an die Hochzeiten von Gut Oedstein erinnern. „Da haben wir oft wild gefeiert. Und es floss viel Bier.“ Das sei eine schöne Zeit gewesen. „Schade eigentlich, dass das Lokal nicht mehr da ist“, sagt König.
Oedstein hat übrigens nichts mit Öde zu tun. Laut Stadttarchivar Michael Hohmeier ist es eine ältere Schreibweise für Aue — auch wenn es heute tatsächlich recht öde aussieht dort. Mehr zum Thema:
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