Sozialkürzungen Wuppertaler Taubenhäusern droht die Schließung

Wuppertal · Menschen in Jobcenter-Maßnahmen haben sich bisher um die Tiere gekümmert – 2500 Tauben könnten ihren Unterschlupf verlieren.

In Wuppertal gibt es zwei Taubenhäuser in Elberfeld und zwei in Barmen.

Foto: Eva-Maria Scheugenpflug

Der Tierschutzverein Wuppertal trägt seit 17 Jahren dazu bei, nicht nur die Taubenpopulation in der Stadt einzudämmen, sondern auch, den Tieren selbst ein artgerechtes Leben zu ermöglichen. Doch damit ist ab dem 31. März Schluss. Das Jobcenter muss massiv bei der Vermittlung von Arbeitsgelegenheiten kürzen. Diese AGH-Plätze ermöglichen es Langzeitarbeitslosen, in unterschiedlichen Einrichtungen in den Arbeitsalltag zurückzufinden. Nun sind auch das Taubenhaus des Tierschutzvereins sowie beide Taubenhäuser des Fördervereins Stadttauben davon betroffen. Ab April fehlen hier durch die Streichung der AGH-Plätze Arbeitskräfte. Eine verbliebene Mitarbeiterin des Tierschutzvereins, die den Helfern als Anleitung zur Seite gestellt wurde, sei zudem kurz vor dem Renteneintritt, sagt Eva-Maria Scheugenpflug, Vorsitzende des Tierschutzvereins.

Allein sei die Arbeit, die eben auch aufwendig und dreckig sei, einfach nicht zu schaffen. Sie habe bisher auch sonst keinerlei Informationen bekommen, wie es weitergehen könne. Die Stadt sei Tauben gegenüber ja auch zu nichts verpflichtet, weil es keine Fundtiere seien.

Schließung bedeute für Tiere den „relativ sicheren Tod“

„Wir haben die Tauben von der Straße geholt, ihnen Nistmöglichkeiten und artgerechtes Futter gestellt und dadurch auch dafür gesorgt, dass der Kot nicht übermäßig in der Stadt verteilt wird“, sagt die Vorsitzende. Wie es nun für die Tauben ohne den Unterschlupf weitergehen soll, wolle sie sich noch gar nicht vorstellen.

Ohne das sichere Umfeld des Taubenschlags seien die Tiere im Freien schnell unterernährt. Zudem würden sich schnell Schnüre und andere Abfälle um ihre Krallen wickeln, sodass es zu Entzündungen komme. „Nach der Schließung der Taubenhäuser werden wir ungefähr 2500 Tauben auf die Straße setzen müssen“, kündigt die Tierschützerin. „Sie finden im urbanen Raum kein oder nur schlechtes Futter, werden krank und attackiert.“

Das Aussetzen bedeute für die Tiere vor allem den „relativ sicheren Tod“. Nicht nur die Tiere und das Stadtbild, sondern auch die bisher vom Jobcenter vermittelten Arbeiter litten unter der aktuellen Situation. Für sie gehe eine Aufgabe verloren, die ihrem Tagesablauf bisher Struktur eingebracht habe.

In anderen Städten wie Düsseldorf übernähmen auch Ehrenamtliche die Arbeit in den Taubenschlägen. Eva-Maria Scheugenpflug hofft, unter potentieller Mithilfe von außerhalb und ihrer verbliebenen Mitarbeiterin den Schließtermin zum 31. März zumindest noch nach hinten verschieben zu können. Es sei zu diesem Zeitpunkt noch zu kalt, um die Tiere auszusetzen und sich selbst zu überlassen.

Die Einrichtung neuer Arbeitsplätze könne sich der Verein nicht leisten. „Bei zwei neuen Stellen, die zuvor in unserem Taubenhaus vergeben wurden, geht es in der Summe um ungefähr 6000 Euro pro Monat. Das können wir einfach nicht stemmen“, sagt Scheugenpflug. Auch ohne die Streichung der Sozialleistungen sei die Schließung der Taubenhäuser aktuell unabwendbar, weil sie einfach keine Mitarbeiter finden könne. Trotzdem gebe sie die Hoffnung, dass man die Aussetzung der Tauben noch abwenden könnte, nicht auf. „Ohne städtische Hilfe wird es allerdings nicht funktionieren. Es sind jetzt nur noch zwei Wochen,

deswegen hoffe ich, dass sich noch irgendwie eine Lösung finden kann“, sagt Eva-Maria Scheugenpflug.