Elisa Seemayer: Von der Uni ins raue Leben
Im Rahmen einer Kooperation des SKFM mit der Katholischen Hochschule Köln arbeitet nun die erste Studentin beim Sozialdienst in Monheim.
Monheim. Dass es etwas im sozialen Bereich sein musste, war für Elisa Seemayer (22) schon vor dem Abitur klar. Jetzt sitzt die Studentin der Sozialen Arbeit an ihrem Schreibtisch beim Sozialdienst katholischer Frauen und Männer (SKFM) am Ernst-Reuther-Platz. Sie ist die erste Praktikantin, die SKFM-Mitarbeiterin und Diplompädagogin Anna Lüdtke im Rahmen der neuen Kooperation zwischen dem SKFM und der Katholischen Hochschule NRW mit Sitz in Köln, anlernt.
Die Kooperation war Anfang des Jahres zustande gekommen. Studenten kommen entweder für Praxistage im ersten und dritten Semester oder, wie die Leverkusenerin Elisa Seemayer, für mehrere Monate. 79 Praxistage muss die Studentin ableisten. Der Monheimer SKFM reizte Seemayer, denn dort warten viele verschiedene Bereiche.
Neben der gesetzlichen Betreuung muss Elisa beispielsweise die Konten der Klienten verwalten oder Einkäufe erledigen. Der Sozialdienst unterhält auch das Zöllner-Haus an der Rhenaniastraße. Dort wird obdachlosen Jugendlichen geholfen. Auch die Tafel — Lebensmittelausgabe an Bedürftige — konnte Elisa Seemayer bereits kennenlernen.
„Man lernt sehr schnell, andere Lebensentwürfe zu tolerieren“, sagt Seemayer. „Der Zustand mancher Wohnungen ist schon krass. Das muss man aushalten können.“ Und das kann die 22-Jährige. Nach einer kurzen Einarbeitungsphase arbeitet sie jetzt an einem eigenen Fall. „Es ist eine Familienzusammenführung einer polnischen Mutter und ihrer Kinder, die noch in Polen bei der Großmutter leben, aber jetzt zu ihrer Mutter nach Monheim kommen sollen.“
Wohnungssuche, Jobsuche für die Mutter, Schulen für die Kinder, Krankenhaus- und Arztbesuche der Mutter — alles muss organisiert werden. Und immer wieder gibt es Rückschläge. „Das schreckt mich aber nicht ab“, sagt Seemayer. Über den Fall muss die Studentin dann im Anschluss an das Praktikum einen Vortrag an der Uni halten und eine Hausarbeit abgeben. Das ist Teil des Praktikums. Der Praxisanteil ist der Hochschule wichtig.
„Für uns Studenten ist es unvermeidlich, einmal Praxisluft zu schnuppern“, sagt Seemayer. „Nur mit Theorie aus dem Studium ist es in diesem Beruf unmöglich, klar zu kommen“, findet auch Betreuerin Anna Lüdtke.
Für den SKFM ist die Kooperation eine gute Gelegenheit, dem Nachwuchs seine Einrichtung vorzustellen und künftige Mitarbeiter zu werben. „Der Arbeitsmarkt sieht mittlerweile wieder besser aus“, sagt Lüdke. Im sozialen Bereich gebe es eine große Nachfrage.
Elisa Seemayer gefällt das Praktikum. „Ich kann mir sehr gut vorstellen, mal in der gesetzlichen Betreuung zu arbeiten.“ Doch nach ihrem Bachelor, den sie voraussichtlich im nächsten Jahr abschließt, möchte sie erst einmal den Master machen — das sind in der Regel zwei zusätzliche Jahre. „Und dann sehen wir weiter“, sagt sie und lacht.