Feuerwehr im Dauereinsatz

400 Anrufe galt es für die Rettungskräfte in Langenfeld abzuarbeiten, davon 58 Wasserschäden. Monheim blieb dagegen verschont.

Foto: Schüller (l.)/gut

Langenfeld/Monheim. Die Feuerwehr kam mit dem Pumpen gar nicht mehr hinterher, so viele Langenfelder meldeten sich bei ihr wegen vollgelaufener Keller. „Zwischen 15.45 und 23 Uhr haben uns rund 400 Anrufe erreicht“, zog Feuerwehrchef Wolfram Polheim gestern die Bilanz des Unwetters vom Vortag mit Gewittern, Starkregen und Hagelschauern. Insgesamt zählte die Feuerwehr 58 Wasserschäden, bei denen sie selbst im Einsatz war. „Viele Betroffene haben sich auch selbst geholfen“, sagte Polheim.

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Wolfram Polheim, Feuerwehrchef

Neben Kellern waren auch einige Tiefgaragen betroffen, etwa an der Uhlandstraße. „Die Schwerpunkte lagen in Richrath und in der Stadtmitte, besonders entlang der Solinger Straße“, berichtet der Feuerwehrchef. An ihrem Immigrather Ende — in der vollgelaufenen Unterführung zur Hardt hin — soff ein Pkw ab. Wegen überfluteter Straßen war die Feuerwehr etwa auch am Martinushof in Richrath aktiv („ein verstopfter Gully“). In dem Ortsteil brannte zudem ein Trafohäuschen, ob wegen direkten Blitzeinschlags oder Überspannung, ist noch zu klären. An der Elberfelder Straße in Wiescheid beseitigte die Feuerwehr einen umgestürzten Baum.

„Menschen kamen gottlob nicht zu Schaden“, sagte Polheim. Seine Truppe war mit 75 Kräften im Einsatz, unterstützt vom Deutschen Roten Kreuz und den Kollegen aus Monheim, die mit vier Fahrzeugen anrückten. Die Nachbarstadt wurde von Unwetterschäden verschont: „Hier hat es auch wie toll geblitzt, aber so richtig entleert haben sich die Wolken erst über Langenfeld“, sagte Torsten Schlender von der Monheimer Feuerwehr.

Für Volker Ritzmann, beim Langenfelder Tiefbauamt zuständig für die Kanalisation, zeigt das Unwetter, wie wichtig die 23 Regenrückhaltebecken in der Stadt und der Bau weiterer Anlagen sind. An der Sportanlage „Hinter den Gärten“ entsteht derzeit eine solche mit 40 mal 20 Meter großem Stahlbetonbecken und 2000 Kubikmeter Fassungsvermögen. „Das verringert die Gefahr überfluteter Keller in dem Bereich“, sagt Ritzmann. Im November soll das 1,2 Millionen-Euro-Projekt fertiggestellt sein. Ein weiteres Regenrückhaltebecken an den Locher Wiesen in Reusrath ist bereits in Planung.

Insgesamt investiert die Stadt Langenfeld jährlich dreieinhalb bis vier Millionen Euro in ihr Entwässerungssystem. Das meiste davon ist für den Normalbürger unsichtbar, sagt Kämmerer Detlev Müller. 410 Kilometer ist das Kanalnetz lang, mit einem Durchmesser ab 30 Zentimetern bis zu einer Größe von über zwei Metern. „Es ist für Niederschlagsereignisse ausgelegt, die im statistischen Durchschnitt alle drei Jahre stattfinden. Bei selteneren Regenmengen, die darüber hinausgehen, ist es stellenweise überfordert“, erklärt der Fachmann.

Schließlich gelte auch für den Kanalbau der Grundsatz eines angemessenen Kosten-Nutzen-Verhältnisses. „Etwaige Schwachstellen werden aber angegangen, ebenso nötige Erweiterungen“, sagt Tiefbauamtschef Franz Frank und nennt als Beispiel die erfolgte Kanalvergrößerung und das Regenrückhaltebecken in der Nähe des Neubaugebiets am Berghausener Blumentopf.

Anders als etwa Monheim leistet sich Langenfeld zudem ein getrenntes Kanalsystem: Schmutz- und Regenwasser fließen in je eigenen Kanälen. Bei Starkregen ist dies möglicherweise ein Trost für Überflutungsopfer: Die Gefahr, auch noch Fäkalien im Keller zu haben, ist deutlich geringer.

Der Bergisch-Rheinische Wasserverband (BRW) hat am Mittwoch an seiner Messstelle Am Weißenstein in Langenfeld bis zu 25 Millimeter Niederschlag pro Stunde gemessen — „das entspricht etwa einem fünfjährlichen Ereignis“, erläuterte BRW-Technikchef Peter Schu. Am Klärwerk in Monheim waren es bis zu 18 Millimeter. Der Rekordwert im Verbandsgebiet wurde in Haan festgestellt (60 Millimeter), gefolgt vom Hildener Osten und Solingen-Ohligs (mehr als 50 Millimeter). Solche Niederschlagsmengen kommen dort statistisch noch nicht einmal alle hundert Jahre vor.

Bewährt hat sich in Langenfeld laut Schu die Renaturierung von Bächen. Weil sich diese an immer mehr Stellen schlängeln, statt schnurgerade zu verlaufen, könnten sie in der Regel mehr Wasser aufnehmen. Auch das verringere das Überflutungsrisiko.