Langenfeld Das Further Moor trocknet langsam aus

Langenfeld. · Eine Ursache für die Trockenheit könnte bei den Bäumen liegen. Ein Plan zur Regulierung sieht die teilweise Abholzung der Birken-, Kiefer- und Erlenbestände vor.

Im Further Moor herrscht ein Betretungsverbot. 

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Wie beeinflusst die Europäische Union (EU) den Naturschutz in unseren Städten? In diesem Teil der EU-Serie geht es um das Further Moor in Langenfeld. Das 43 Hektar große Naturschutzgebiet ist ein Relikt des ehemals zusammenhängenden Heidemoorgebietes, das sich von der Hildener Heide bis nach Köln erstreckte. Als so genanntes FFH-Gebiet nach der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie genießt es besonderen Schutz.

Welche besonderen Tier- und Pflanzenarten sind im Further Moor heimisch?

Kernstück ist eine im Kreis Mettmann seltene Heidemoor- und Übergangsmoorfläche. Es wachsen dort Sonnentau, Moorlilie und Gagelstrauch. „Ein Schmuckstück mit sehr seltenen Arten, sehr abgeschieden“, erklärt Elke Löpke, Leiterin der Biologischen Station Haus Bürgel in Monheim. Das Gebiet ist von dichtem Wald umgeben, wobei der feuchte Moorbirkenwald überwiegt. „Die Heide ist ein Rückzugsort für Hungerkünstler, den Baumpieper und die Moosjungfer, eine Libellenart.“ Die wasserführenden Senken im Heidemoor, die teils künstlich geschaffen sind, werden von Torfmoosen und Sonnentau besiedelt.

Wie wird das Gelände geschützt?

„Das Gebiet ist nicht begehbar, Wanderwege führen nicht hinein, sondern nur drumherum“, erklärt Klaus Adolphy, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Mettmann. Das Betretungsverbot hat auch Sicherheitsgründe: „Im Moor ist es stellenweise gefährlich.“ Die Pflegearbeiten konzentrieren sich auf die Stabilisierung des Wasserhaushaltes und die Entbuschung. „Wir nehmen regelmäßig selbst ausgesäte Erlen und andere Pioniergehölze heraus und lassen zweimal jährlich eine Schafherde durchlaufen“, sagt Adolphy. „Die Schafe sind wie ein Biotopverbund auf vier Beinen“, ergänzt Löpke, „weil in ihrer Wolle jede Menge Samen und Eier hängenbleiben, die sie dann über das gesamte Gebiet verteilen.“ Zudem werde durch Plaggen Rohboden geschaffen, auf dem sich besonders anspruchslose Heidepflanzen ansiedeln. Dabei wird die obere Humusschicht mit darauf befindlicher Vegetation abgeschoben.

Wie hat sich das FFH-Gebiet bislang entwickelt?

„Das Moor wird trockener, wir haben Probleme mit der Grundwasserabsenkung“, sagt Löpke. „Die Torfmoose zeigen uns an, wie feucht der Boden ist, ebenso die Binsengewächse – und diese Pflanzenarten gehen zurück“, bestätigt Adolphy. Die Leiterin der Biologischen Station hat den angrenzenden Wald als Verursacher ausgemacht: „Die Bäume saugen das Wasser weg.“ Löpke hat daher einen Pflege- und Entwicklungsplan erstellt, der die teilweise Abholzung der Birken-, Kiefer- und Erlenbestände beinhaltet. „Manchmal stehen sich auch im Naturschutz Interessen entgegen.“ Die Pläne müssten aber noch mit Stadt und Forstamt abgestimmt werden. Adolphy will sich mit einer einseitigen Erklärung nicht zufrieden geben. „Wir wissen nicht genau, warum das Moor trockenfällt. Meist gibt es für eine solche Entwicklung mehrere Gründe.“ Förster Karl Zimmermann wehrt sich entschieden gegen einen Kahlschlag: „Ich bin nicht überzeugt, dass das die Rettung des Moores bedeuten könnte.“ Fünf Hektar Wald abzuholzen, „damit tue ich mich schwer, zumal es keine Fläche für Ersatzpflanzungen gibt“. Er könne versuchen, den Wald etwas auszulichten. Das Bewässerungsproblem bestehe schon seit geraumer Zeit, denn das Moor habe keinen wirklichen Zulauf. Er werde unter anderem von der Riedbachaue auf Leichlinger Gebiet gespeist, aber dazwischen liege die Autobahn. Zudem sei an die Aue die Bebauung näher gerückt. Dieses Jahr will die Naturschutzbehörde mit der Stadt Langenfeld als Eigentümerin der Fläche über Schritte zur Regelung des Wasserhaushalts sprechen.

Gibt es Pläne für die Ausweisung weiterer Flächen als Naturschutzgebiet (NSG)?

Im Zuge der nächsten Änderung des Landschaftsplanes wäre durchaus denkbar, das Naturschutzgebiet zu Lasten des umgebenden Landschaftsschutzgebietes zu erweitern, sagt Adolphy. Zumindest die Biologische Station wünscht sich eine Erweiterung nach Süden oder Norden: „Statt Wald wollen wir mehr Moor- und Heidegebiet entwickeln“, so Löpke.

Gab oder gibt es Konflikte zwischen der Stadtplanung und Naturschutz-Interessen?

Ob das Further Moor durch den geplanten Ausbau der Autobahn 3 bedroht ist, ist laut Adolphy nicht eindeutig zu sagen, weil die Trassenführung noch nicht vorliegt. Noch unklar sei, ob die Erweiterung nur zu einer Seite oder beidseitig erfolgen soll. Dann wäre das NSG betroffen. „Im Moment finden ökologische Untersuchungen statt.“