Flüchtlinge: Stadt erhöht Kapazitäten
Beim Informationsabend gab es eine erhitzte Diskussion über die Asylbewerber-Unterkunft am Freibad.
Langenfeld. Die Richrather Schützenhalle war knallvoll. An die 400 Langenfelder belegten, dass der Zustrom von Flüchtlingen und deren Unterbringung DAS Thema sind. 822 Asylbewerber wohnen aktuell in den städtischen Gemeinschaftsunterkünften, berichtete die Erste Beigeordnete Marion Prell beim Informationsabend zu zwei direkt neben dem Freibad geplanten Neubauten für 312 Flüchtlinge.
Mehrere Anwohner aus den Eigenheimen ringsum kritisierten in der erhitzt geführten Diskussion, dass diese Zahl an diesem Standort zu hoch sei, einige äußerten unter dem Eindruck der Kölner Silvesterattacken auch Ängste. Doch es kamen auch etliche Bürger zu Wort, die sich ehrenamtlich engagieren und für ein freundliches Miteinander plädierten.
Bürgermeister Frank Schneider wies eingangs die in Sozialen Medien verbreiteten Vorwürfe zurück, dass die Stadtverwaltung Anwohner nicht über das Asylbewerberheim am Freibad informiert habe. „Erst jetzt haben wir geklärt, dass dort zwei Gebäude für jeweils bis zu 156 Flüchtlinge platziert werden können und sollen.“ Doch Anwohner entgegneten in der Versammlung, dass vorbereitende Bodenarbeiten schon seit Wochen zu sehen seien.
Schneider und Prell bekräftigten, dass der Bau der Häuser an diesem Standort entschieden sei. Und nicht nur dort: Auch an anderen Stellen im Stadtgebiet müssten weitere Gemeinschaftsunterkünfte errichtet werden. Denn der zurzeit wegen erhöhten Zuweisungen von Asylbewerbern in die Großstädte unterbrochene Zustrom nach Langenfeld werde demnächst fortgesetzt. Prell zufolge könnten Ende des Jahres womöglich etwa 2100 Asylbewerber in der Stadt wohnen. „Deshalb erhöhen wir die Kapazitäten weiter.“ Wie die Grafik zeigt, konzentrieren sich Gemeinschaftsunterkünfte vor allem im Bereich Winkelsweg/Bahnstraße und an der LVR-Klinik.
Als „unverantwortlich“ bezeichnete der Am Alten Broich wohnende Manfred Becker den Standort am Freibadgelände. Ein anderer Nachbar äußerte Besorgnis, seine Frau und die beiden Töchter dort entlanggehen zu lassen. Prell bekundete Verständnis für Befürchtungen, verwahrte sich aber dagegen, mit den Kölner Silvesterattacken oder anderen schlimmen Vorkommnissen irgendwo in Deutschland zu argumentieren.
„Wir müssen den Standort lokal bewerten und er ist absolut verträglich.“ Vorrangig sollen Familien in beiden Containerbauten einziehen, aber auch traumatisierte Einzelflüchtlinge, für die ein Massenschlafsaal unzumutbar sei. Schneider verwahrte sich „gegen das Sankt-Florians-Prinzip, dass Flüchtlinge gerne woanders, aber nicht im eigenen Viertel untergebracht werden“. Langenfeld müsse die unabwendbar zugewiesenen Flüchtlinge gut behandeln und integrieren. Dafür sei er allen ehrenamtlich Engagierten sehr dankbar. Das unterstrich Mahmoud Yassin (33), der als Kind einer achtköpfigen Flüchtlingsfamilie vor 20 Jahren aus dem Libanon einreiste. „Wir stießen oft auf Ablehnung, aber ich erinnere mich heute noch dankbar an eine ältere deutsche Frau, die mit uns bastelte und kochte.“ Längst ist Yassins Familie integriert. Er selber ist Elektrotechniker, Geschwister arbeiten als Apotheker, Juristin oder auch Krankenschwester.