Flüchtlinge ziehen in Turnhallen
Die Stadt Langenfeld muss auf Anweisung des Landes NRW kurzfristig 108 zusätzliche Asylbewerber aufnehmen.
Am Dienstagmittag kam der Anruf der Bezirksregierung, heute um 13 Uhr sollen die ersten Flüchtlinge eintreffen: Die Stadt Langenfeld hat binnen 48 Stunden Unterkünfte für 108 zusätzliche Asylbewerber schaffen müssen. Sie kommen in der kleinen Turnhalle des Konrad-Adenauer-Gymnasiums in der Stadtmitte (64 Plätze) und in der Turnhalle der Grundschule Wiescheid (44 Plätze) unter, teilte Bürgermeister Frank Schneider gestern Mittag mit.
Damit wird sich die Zahl der Flüchtlinge schlagartig von bislang 375 auf 483 erhöhen. Die neuen kommen zur Erstaufnahme nach Langenfeld. Anders als die bisherigen Asylbewerber haben sie das Aufnahmeverfahren nicht in einer der — inzwischen überfüllten — Erstaufnahme-Einrichtungen des Landes absolviert. Daher müssen die Stadt Langenfeld und der Kreis Mettmann auch die Registrierung der Menschen und deren ersten Gesundheits-Check (TBC, Windpocken etc.) übernehmen. „Dafür wird ein Zelt auf dem Lehrerparkplatz des Gymnasiums aufgestellt“, erklärte Langenfelds Ordnungsdezernentin Marion Prell.
Schlafen sollen die Flüchtlinge auf Feldbetten von THW, Maltesern und DRK sowie auf Matratzen, mit deren Lieferung die Stadt bis Freitag rechnet. „Decken stellt unter anderem die Feuerwehr“, sagte Prell. „Uns stehen Dolmetscher unter anderem für Arabisch, Albanisch und Serbo-Kroatisch zur Verfügung“, ergänzte Ordnungsamtschef Christian Benzrath. Aus welchen Ländern die Neuankömmlinge stammen, sei der Stadt aber noch unbekannt.
Laut Anweisung des Landes muss Langenfeld die Notunterkünfte für mindestens drei Wochen zur Verfügung stellen. Schneider geht indes von einem deutlich längeren, mehrmonatigen Aufenthalt aus. Da die Bezirksregierung 150 Plätze verlangt, sollen weitere 42 Erstaufnahme-Betten auf dem Gelände der LVR-Klinik aufgestellt werden. „Dies wird aber erst in etwa vier Wochen möglich sein, wenn ein dort angemietetes Gebäude umgebaut ist“, sagte der Bürgermeister.
Der Sportunterricht in den betroffenen Turnhallen werde, wenn am kommenden Mittwoch das neue Schuljahr beginnt, in Ausweichhallen stattfinden, versicherte Marion Prell. Die Wiescheider Grundschüler würden mit dem Bus zu den Alternativstätten gebracht, die Gymnasiasten könnten in die KAG-Sporthalle ausweichen. Auch für den Vereinssport würden Alternativen organisiert.
Für die Stadt Langenfeld bedeute die Erstaufnahme so vieler Flüchtlinge einen enormen Kraftakt, unterstrichen der Verwaltungschef und seine Stellvertreterin. Mit der Organisation von Betten, Erfassung, Versorgung, Sicherheitsdiensten und Dolmetschern seien zahlreiche Rathaus-Mitarbeiter beschäftigt. Allein für den Aufnahmestart gestern Abend waren bis zu 30 städtische Kräfte vorgesehen. „Hinzu kommen noch mal so viele Einsatzkräfte von DRK und Maltesern, die auch die Betreuung in den Hallen übernehmen“, sagte Benzrath. In die Wiescheider Turnhalle sei gestern eigens noch schnell ein zusätzlicher Notausgang geschlagen worden. Schneider und Prell übten scharfe Kritik am Land und dessen so kurzfristige Anweisung: „Es ist eine Unverschämtheit zu verlangen, dass wir all das binnen so kurzer Zeit aus dem Boden stampfen sollen“, empörte sich Prell. Sie sagte: „So geht man mit den Menschen, aber auch mit den Kommunen nicht um.“