Gartenfest der literarischen Art
Monheim. Auf die Ideen für ihre Kurzgeschichten komme sie vor allen durch eigene Erlebnisse, erzählt Gisela Schäfer. Als sie auf einer Reise durch Schottland war, erkundete die Dormagenerin auch die abseitigen Ecken der Stadt Edinburgh.
Verwinkelte Gassen, verfallene Guts-häuser und alte Spukgeschichten der Einheimischen gaben ihr die Inspiration für eine Schauergeschichte.
„Das ist sonst eigentlich nicht mein Metier“, sagt die pensionierte Grundschullehrerin. Dabei herausgekommen ist eine Mischung aus Krimi, Horror, Vampirgeschichte und Thriller. Weil es nicht einfach ist, einen Verlag zu finden und sie den Kontakt zu Gleichgesinnten suchte, ist sie dem Westdeutschen Autorenverband (WAV) beigetreten.
Das Netzwerk für Autoren aller Art veranstaltet regelmäßig Lesungen in der Region. Einmal im Jahr organisiert der WAV ein literarisches Gartenfest. Diesmal war die Stadtbücherei Monheim Gastgeber. Aufgrund des wechselhaften Wetters liefen die Lesungen allerdings nicht im Hof, sondern in der Bibliothek.
„Wir geben auch weniger bekannten Schriftstellern eine Bühne“, fasst Geschäftsführerin Elke Seifert Sinn und Zweck des Verbandes zusammen. „Es gibt in der Region viele talentierte Autoren, die professionell schreiben.“ Die Mitglieder zu fördern und Netzwerke zu schaffen seien die Hauptaufgaben des Verbands. „Außerdem setzten wir uns mit unseren kulturellen und literarischen Bemühungen auch für die Völkerverständigung ein.“ Deswegen seien viele Schriftsteller mit Migrationshintergrund dabei.
Für die Gäste der knapp vierstündigen Lesung mit Musik, Prosa, Kurzgeschichten, Fabeln, Romanauszügen und Gedichten gab es viel zu hören. Es lasen der Kameruner Oumarou Danldadi, Jan Michaelis aus Düsseldorf und der Monheimer Wolf Allihn, der jüngst seinen Gedichtband „Heißes Holz“ veröffentlicht hat.
Michaelis stellte seine Geschichte „Geisterstude in Monheim“ vor, in der bekannte Statuen aus dem Stadtgebiet nachts ein Eigenleben entwickeln. Die Gänseliesel und der Junge aus der Skulptur „Glückliche Familie“ werden nachts lebendig und ziehen durch die Stadt. Der Erzähler der Geschichte ist ein Kneipengast, der in der Altstadt „ein bisschen zu viel gezecht hat“, sagt Michaelis. Den WAV beschreibt er als „kleinen und virulenten Verein“, der seine Mitglieder voran bringen will. Für unbekanntere Autoren seien Netzwerke wichtig.