Hilden: 2010 zu Ehren von Wilhelm Fabry
Das Jahr 2010 ist Hildens berühmtesten Sohn gewidmet, der 450 Jahre zuvor geboren wurde.
Hilden. Wer war Wilhelm Fabry? "Der da auf dem Sockel." Die junge Frau zeigt mit dem Finger auf die Skulptur am Alten Markt und lächelt. Ihren Namen möchte sie nicht verraten. "Das wäre zu peinlich", sagt sie, denn viel mehr fällt ihr nicht zu der Person da auf dem Sockel ein. Nur dass der Mann etwas Besonderes geleistet haben muss, um dort zu stehen, ist ihr schon bewusst. Aber was?
"Er war Mediziner", weiß immerhin Bernd Wawer (76), "und berühmt." Auf die Frage, warum Fabry zu Ruhm kam, weiß aber auch er keine Antwort. So erging es den meisten Passanten, die die WZ am Alten Markt nach dem Mann befragte, dessen 450. Geburtstag die Stadt Hilden besonders würdigen möchte. Deshalb wurde das Jahr 2010 zum Fabry-Jahr erklärt. Für 220 000 Euro wird ein Programm auf die Beine gestellt, das rund um den Fabry-Geburtstag am 25. Juni seinen Höhepunkt finden soll.
Bis dahin muss noch viel organisiert und am Bekanntheitsgrad des Wundarztes gearbeitet werden - auch in Hilden. Viel mehr als den Namen, den Geburtsort und sein Schaffensfeld kannte kaum ein Passant, der sich die Zeit nahm, die WZ-Fragen zu beantworten. Claudia Schäfer war da schon eine Ausnahme, denn sie wusste auch noch, dass Fabry in der Schweiz gestorben ist - obwohl die 34-Jährige aus Benrath kommt.
Am 449. Geburtstag Fabrys will die Stadt Hilden die Imagekampagne starten, an deren Ende ihr berühmtester Sohn dort stehen soll, wo er eigentlich hingehört: im Rampenlicht. Und nicht nur in Hilden. Ganz Deutschland soll erfahren, was Fabry für die Medizin geleistet hat.
Allein kann die Stadt das aber nicht schaffen. Deshalb werden Mitstreiter gesucht. Die Deutsche Post zum Beispiel. Dort haben die Briefmarkenfreunde nachgefragt, ob es zum Fabry-Jahr eine Marke mit seinem Konterfei geben könnte. Die Entscheidung darüber fällt im Februar 2009.
Ein weiterer Mitstreiter soll zudem ein gebürtiger Hildener werden, der es auch zu Ruhm gebracht hat - als Schriftsteller. Mit dem Krimi-Autor Oliver Pautsch wird verhandelt, ob er einen historischen Krimi schreibt, der in der Fabry-Zeit spielt.
Die Verbindung von Mediziner und Literatur ist dabei gar nicht so abwegig. Denn neben seinen medizinischen Standardwerken hat Fabry auch einen "Spiegel des menschlichen Lebens" verfasst. Darin lässt er sich über die angemessene Lebensweise seiner Zeitgenossen aus. Eine verkürzte (und lesbare) Publikation dieser Schrift bereitet der Museums- und Heimatverein derzeit vor.
Ein Zeitgenosse Fabrys war beispielsweise der italienische Komponist Claudio Monteverdi, dessen Werk die Wende von der Musik der Renaissance zum Barock markiert. Dazu gehört seine sehr anspruchsvolle Marienvesper. Die hat sich die Kantorei der Evangelischen Kirchengemeinde für das Jubiläumsjahr vorgenommen.
Musikalisch will sich auch der Hildener Gitarrist Axel Fischbacher dem Thema nähern. Er plant eine "Jazz Connection" zwischen Fabrys Geburtsort Hilden und dessen letzter Wirkungsstätte. Mit Musikern der Berner Jazzszene sind zwei Konzerte geplant, bei denen eine Auftragskomposition von Fischbacher uraufgeführt wird.
Während am Ablauf des Fabry-Jahres noch gearbeitet wird, steht das Ziel schon fest: Ende 2010 soll sich Hilden mit einem weiteren Beinamen schmücken können. Nach Itterstadt, Sportstadt und Bildungsstadt soll auch von Fabry-Stadt die Rede sein.
Und diesen Namen dürfte nur Hilden tragen. Höchstens Bern könnte sich noch so nennen. Aber dort wird 2010 nicht gefeiert - zumindest nicht Fabrys Geburtstag.