Hilden: Klassiker steht unter Strom

Der Elektro- Porsche zweier Hildener ist noch bis Sonntag in Essen zu sehen.

Hilden. In Essen findet in diesen Tagen zum 22. Mal die weltgrößte Auto-Klassiker-Messe "Techno Classica" statt. Knapp 170 000 neugierige Besucher werden an den insgesamt vier Messetagen erwartet, um rund 2500 fein rausgeputzte Nobelkarossen aus vergangenen Dekaden zu bestaunen.

In Halle drei haben sich Jens Broedersdorff und Uwe Koenzen eingefunden: Sie stellen einen 1967er Porsche aus. Das Besondere: dieser Klassiker fährt elektrisch. Die beiden Hildener haben sich der umweltfreundlichen Umrüstung alter Automobile verschrieben. "Schön, schnell, elektrisch - so lautet dabei das Firmenmotto", erklärt Koenzen.

Dass die Akzeptanz der anderen Aussteller für diese Geschäftsidee so groß ist, wäre vor über zehn Jahren noch undenkbar gewesen. 1996 gründeten die beiden Freunde das Unternehmen, restaurierten daraufhin eben jenen Porsche und versorgten ihn mit Lithium-Batterien. "Damals galten wir noch als Exoten. Mittlerweile existiert eine große Offenheit gegenüber E-Autos", meint Broedersdorff.

Als weitere Prototypen statteten die beiden noch einen VWKäfer, einen VW Bus sowie zwei Spyder S mit Elektroantrieben aus. Kernstück ist der modulare Antriebsbaukasten, mit dem ganz gezielt auf Kundenbedürfnisse eingegangen werden kann. Koenzen: "Wir bieten vier Leistungsstufen - 30, 60, 90 und 120 kW - sowie Lithium-Zellen für 50, 100, 150, 200 und 300 Kilometer Reichweite an. So kann jeder Kunde individuell genau das auswählen, was am besten zu seinen Gewohnheiten passt."

In der Spitze erreichen die E-Autos knapp 200 km/h, und das schadstoffarm. Die Kosten der Umrüstung belaufen sich je nach Leistungsstufe von 17500 Euro bis 45000 Euro plus Basisfahrzeuge. Das Aufladen der Batterien ist an jeder normalen Haushaltssteckdose möglich.

Dieses Geschäft, so aufwändig es auch ist, wird allerdings nur nebenbei betrieben. Broedersdorff ist Maschinenbauingenieur, er hat eine eigene Werkstatt. Koenzen ist promovierter Geograph und besitzt ein Planungsbüro im Umweltbereich. Gemein ist den beiden ihre große Affinität für klassische Automobile. Koenzen: "Auf meiner Hochzeitsreise in Nordamerika habe ich eine ganze Reihe von E-Autos gesehen. Die wurden damals durch den Gesetzgeber stark gefördert. Da kam mir die Idee, das Praktische mit dem Nützlichen zu verbinden und Klassiker umzurüsten."

In Broedersdorff fand er dafür einen begeisterten Mitstreiter. In naher Zukunft sind erste Kleinserien geplant, mit dem alten Fiat 500 wird demnächst als erstes Modell begonnen. Ein Citroën DS sowie der VW Bus aus erster Generation sollen mittelfristig folgen, so dass diese Modelle bald vielleicht wieder häufiger das Straßenbild zieren - ein ästhetischer Gewinn mit gleichzeitiger Schonung der Umwelt.