Hilden: Kunst aus zarten Pflänzchen

Zwei Hildener in einem Bildband: Margarete Janke bindet ungewöhnliche Kränze, die Josh Westrich fotografiert hat.

Hilden. Jahrelang hat Margarete Janke hauptsächlich Kränze für Beerdigungen gebunden. Traurige Kunstwerke, die in der Friedhofskapelle aufgestellt oder auf ein Grab gelegt wurden. Von 1965 bis 1992 war die 69-Jährige in Hilden als Floristin tätig.

Seit einigen Jahren hat sie das Kränzebinden als Hobby neu entdeckt. Heute fertigt sie jedoch ganz andere, einmalige Kränze. Aus Veilchen, aus Mimosen - ja sogar aus Hagebutten oder Olivenzweigen. Diese Kunstwerke sind aber nicht für den Friedhof bestimmt, sondern verschönern Zimmer oder dekorieren Esstische.

Bei schönem Wetter sitzt die Hildenerin an einem schattigen Plätzchen in der Gärtnerei ihres Sohnes und experimentiert nach Lust und Laune mit Pflanzen. In der Hand hat sie einen so genannten Strohrömer, einen Reifen aus Stroh. Der ist die Basis für alle Kränze. Die Blumen fixiert sie mit Wickeldraht. Dann fliegen die Finger.

Janke sagt: "Das sieht so grob aus, wenn ich schnell zupacke, aber ich packe nie fest zu." Das würde die meisten zarten Pflänzchen verletzen, oder in manchen Fällen auch die Binderin. Etwa bei dem Distelkranz, den sie einmal gebunden hat.

Zwar ist der Kranz ein Symbol für die Unendlichkeit, Jankes spezielle Kunstwerke sind jedoch sehr vergänglich. Das findet die Blumenbinderin jedoch überhaupt nicht schlimm. Sie sagt: "Es muss doch nicht immer alles für die Ewigkeit sein."

Janke vergleicht ihre Kränze mit einer schön gedeckten Kaffeetafel. "Am nächsten Tag ist der Kuchen doch auch weg. Nur bei Pflanzen sind alle der Meinung, die müssten lange halten."

Josh Westrich heißt der Mann, der es dennoch geschafft hat, Jankes Kränze für die Ewigkeit zu konservieren. Der Hildener Fotograf hat die Kunstwerke auf Bildern festgehalten. Über ein Jahr arbeitete er mit der Floristin zusammen. In dieser Zeit entstanden 52 verschiedene Kränze, die in einem aktuell erschienenen Bildband auf 96 Seiten zu bewundern sind.

Wer das Werk in seinen Händen hält, merkt es sofort - der Band ist keine Sammlung nüchterner Kränze. Das Buch schafft einen künstlerischen Mehrwert. Westrich fotografierte die Kränze in seiner ganz eigenen Ästhetik: vor weißen Hintergrund, immer in der Blüte ihrer Schönheit. Der Band stellt jeweils den Kranz einem zweiten Foto gegenüber.

Erst der Dialog der Bilder ergibt ein Ganzes. Rechts zeigt Westrich einen Magnolienblattkranz, rechts ein Blatt mit Frucht - links leuchten die prallen Früchte eines Hagebuttenkranzes, rechts sieht man den gleichen Kranz zehn Wochen später.

Wie es zu der Zusammenarbeit kam? Westrich war wegen eines anderen Fotoprojekts bei Janke zu Besuch, um einen Blumenkranz aus Rosen zu fotografieren. Die Hildenerin erinnert sich: "Da hatte ich dann einen großen Mund und sagte ihm, ich könnte aus allem einen Kranz machen." Westrich nahm sie beim Wort. Danach musste sie natürlich ihrem Anspruch auch gerecht werden.

So entstanden dann Exoten wie der Brombeerkranz, der Ginkgokranz - Jankes Lieblingswerk - oder der Fenchelkranz, der so kurzlebig war, dass er vor dem Foto fast eingegangen wäre. Janke lacht: "Den musste ich im Kühlschrank wiederbeleben."