Hilden: Nass, müde – trotzdem Helau
WZ-Mitarbeiterin erlebt den Zoch von oben – im Narrenschiff der Kniebachschiffer.
Hilden. Vier Schichten Klamotten reichen nicht aus. Nach zwei Stunden Zoch durch die Hildener Innenstadt ist die Besatzung der Kniebachschiffer komplett durchnässt. Auch meine Stimme wird immer kratziger, und der rechte Wurfarm schmerzt schon- als Vorankündigung auf den nachfolgenden Muskelkater. Aber was soll´s? Es ist Rosenmontag. Und es macht Riesenspaß, auf einem Wagen mitzufahren, Kamelle zu werfen. Lange Gesichter wegen des schlechten Wetters zieht niemand. Die Stimmung auf dem Wagen ist mindestens so gut wie unten bei den Jecken am Wegesrand.
Apropos unten: Von oben betrachtet, sieht es aus, als sei halb Nordrhein-Westfalen auf Hildens Straßen versammelt, um Kamelle zu forden. "Das ist noch gar nichts. Wenn schönes Wetter ist, sind das doppelt so viele", klärt mich der Präsident der Kniebachschiffer, Karl Rubröder, auf. Immer wieder macht er Stimmung. Bei jedem "Helau" durch sein Mikrofon müssen die Kamelle fliegen. Die Besatzung des Schiffes hat alle Hände voll zu tun (im wahrsten Sinne des Wortes), um dem Wunsch nach Kamelle nachzukommen.
Popcorn, Chipstüten, Gummibärchen, Lakritzschnecken oder auch mal Handcreme-Proben, die Jecken fordern mehr - und sie kriegen mehr. Zumindest von mir, denn der kleine Junge im Teddy-Kostüm guckt so niedlich, und der Mann mit dem Schirm steht gerade so günstig, und die Marienkäfer-Familie scheint noch einen fast leeren Beutel zu haben.
Vorgeplänkel Auf Einladung der Stadt Hilden konnten sich die Tollitäten und ihr jeckes Fußvolk gestern bereits ab 10 Uhr beim närrischen Stadtempfang in der Stadthalle warmschunkeln. Um 11 Uhr war dann Einlass im Festzelt auf dem Alten Markt. Dort wurde auch nach dem Zug kräftig weitergefeiert.
Nachspiel Am morgigen Aschermittwoch ist alles vorbei. Genau genommen schon heute nach der Redoute, die um 20 Uhr im Bürgertreff, Lortzingstraße 1, beginnt. Einlass ist um 19 Uhr, der Eintritt ist frei.
Teilnehmer 58 Fest- und Mottowagen, Fußgruppen und Musikgruppen bereiteten dem Prinzenwagen von Seiner Tollität Prinz Hildanus Thomas I. und Ihrer Lieblichkeit Prinzessin Hildania Silke I. den Weg durch die Innenstadt.
Zuschauer Trotz Regens drängten sich die Narren entlang des Fußweges. Die vom Carnevals Comitee Hilden erwarteten 80000 Zuschauer dürften es aber nicht ganz gewesen sein. Ein Polizeisprecher schätzte rund 60000 Jecken.
Mottowagen Zwei Hildener Karnevalsgesellschaften, GHK und Kniebachschiffer, hatten sich die CO-Pipeline ausgesucht. Die Musketiere nahmen das dominierende Thema des Hildener Karnevals aufs Korn und veralberten die Hildener Moralapostel Günter (Hammermann) und Max (Maacken), die sich am lautesten über die Vergangenheit der Prinzessin als Domina beschwert hatten.
Kostüme Entgegen allen Unkenrufen waren beim Rosenmontagszug nicht mehr in Leder gehüllte Närrinnen dabei als in den Jahren zuvor.