Hilden: Projekt „Palme“ hilft Alleinerziehenden im Alltagsstress

Das Projekt „Palme“ für allein erziehende Mütter wird in Hilden fortgesetzt.

Hilden. Wenn Familien zerbrechen, sind die dann allein erziehenden Mütter häufig überfordert. Der Alltag muss neu organisiert werden, finanzielle Engpässe drohen. Dazu der Stress, Einsamkeit, Schuldgefühle gegenüber den Kindern.

Nicht selten leidet auch das Selbstwertgefühl von alleinerziehenden Müttern, die gut ein Viertel aller Familien in Deutschland ausmachen. Das ist wissenschaftlich belegt. Eine Studie der Uni Düsseldorf unter Federführung von Professor Matthias Franz hat das ergeben.

Die Studie liefert aber auch einen Ansatz, um Wege aus dieser vertrackten Lage zu finden. Dabei hat die Stadt Hilden eine wesentliche Rolle gespielt. Sie war eine Modellstadt, in der das Projekt "Palme" erprobt wurde.

Wer bei Palme an Strandurlaub denkt, liegt nicht ganz falsch. Die Abkürzung steht zwar für "Präventionsgruppe für allein erziehende Mütter geleitet von Erzieherinnen", ist aber auch eine Art Erholung für die Seele.

Durch dieses Elterntraining sollen unter anderem die Mutter-Kind-Beziehung stabilisiert, die intuitiven Elternfunktionen gestärkt, eventuell bestehende Selbstwertprobleme beseitigt sowie soziale und elterliche Kompetenzen erworben werden.

Und das Programm wirkt. Das hat die dreijährige Erprobungsphase in Hilden und Neuss ergeben: "Der riesige Berg an Problemen wird überschaubarer", beschreibt Dirk Schatte, Leiter der Sozialen Dienste der Stadt Hilden, die Erfolge.

Das bestätigt auch die große Mehrheit der bislang 60 Hildener Mütter, die seit 2006 am Palme-Programm teilgenommen haben. Die Auswertung der Studie hat ergeben, dass sich der Anteil der deutlich depressiven Teilnehmerinnen während des Elterntrainings nahezu halbiert hat.

Ein wichtiges Indiz für den Erfolg des Programms sieht Gabriele Liebscher in der sehr geringen Zahl von Abbrecherinnen. Sie ist die Koordinatorin des Projektes in Hilden und leitet den Paritätischen Kindergarten am Schalbruch.

Dort hat sich eine der zwei Palme-Gruppen im vergangenen Jahr getroffen. Der andere Treffpunkt war das Familienzentrum Kunterbunt an der Lortzingstraße. Von den anfangs 22 Müttern in diesen Gruppen sind nur zwei vorzeitig ausgestiegen.

"100 Prozent der Mütter sagen, dass sich die Teilnahme gelohnt habe", sagt Liebscher. Zu Beginn der Gruppentreffen hätten sie ihr von einem Gefühl der Gelähmtheit berichtet, von fehlender Kraft gesprochen und einem Rückzug in sich selbst. Nachher sei von einer gestärkten Persönlichkeit die Rede gewesen, dass die Blockade im Umgang mit dem Kind verschwunden sei.

Angesichts dieser Erfolge betrachtet Schatte die 6100 Euro, die die Stadt pro Jahr in das Projekt investiert, als gut angelegtes Geld. Vor allem vor dem Hintergrund, dass jährlich etwa vier Millionen Euro ausgegeben werden, um rund 200 Hildener Kinder und deren Eltern bei der Erziehung zu unterstützen. Jedes zweite Kind kommt aus Familien mit nur einem Elternteil.

Der Erfolg ermutigt auch dazu, im Herbst zwei weitere Gruppen zu starten: eine im Paritätischen Kindergarten und eine im Familienzentrum Kunterbunt. Die wöchentlichen Treffen finden in der Regel nachmittags statt, wobei sich die Termine nach den Wünschen der Teilnehmerinnen richten. Das kostenlose Angebot ist für Mütter mit Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter gedacht.