Hilden: „Wir lernen voneinander“
Interview zum Europatag: Die WZ sprach mit der Vorsitzenden des Partnerschaftsausschusses, Anabela Barata, über Städtepartnerschaften.
Hilden. Vor 40 Jahren wurde die Städtepartnerschaft zwischen Hilden und der englischen Stadt Warrington unterzeichnet. Vor 19 Jahren kam die Städtepartnerschaft mit der tschechischen Stadt Nové Msto hinzu. Mittlerweile ist daraus eine Dreiecksbeziehung entstanden, in der die Partner auf vielen Ebenen Kontakte pflegen. Anlässlich des heutigen Europatages sprach die WZ mit der Vorsitzenden des Hildener Paten- und Partnerschaftsausschusses, Anabela Barata, über den Sinn und Zweck von Partnerschaften in heutiger Zeit.
Frau Barata, wie kam es zu den Städtepartnerschaften?
Anabela Barata: Europa hat eine große Tradition mit Städtepartnerschaften. Insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg sind viele Partnerschaften entstanden, vor allem mit Städten der ehemaligen Kriegsgegner Frankreich und Großbritannien. Eine zweite Welle gab es nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. In beiden Fällen waren die Völkerverständigung und die Friedenssicherung der Grundgedanke.
Ist dieser Grundgedanke in Zeiten eines zusammenwachsenden Europas noch aktuell?
Barata: Städtepartnerschaften haben nach wie vor einen Sinn. Sie fördern das Zusammenwachsen Europas und helfen, eine europäische Identität zu schaffen.
Haben sich die Beziehungen inzwischen nicht hauptsächlich zu wirtschaftlichen Kontakten entwickelt?
Barata: Wirtschaftlich klappt der Austausch bestens. Das Zusammenwachsen funktioniert aber nur auf der Basis der Menschen. Ihnen dient der Austausch auch zur Horizont-Erweiterung, um die Menschen in anderen Ländern auch im Alltag kennen zu lernen.
Und welchen Zweck haben die Treffen der offiziellen Delegationen?
Barata: Wir lernen voneinander. Als wir jetzt vier Tage mit der Delegation aus Nové Msto unterwegs waren, haben sie unsere Bücherei, die Musikschule, das Museum und unsere Spielplätze kennen gelernt. Diese Anregungen nehmen sie für ihre Arbeit in Nové Msto mit. Aber es wurden auch viele private Gespräche geführt. Die waren oft sehr persönlich. Dabei haben wir auch von den Sorgen und Nöte der Menschen gehört.
Reichen denn die regelmäßigen Besuche der offiziellen Delegationen aus?
Barata: Eine Städtepartnerschaft ist auf engagierte Bürger angewiesen, die den Kontakt zu Gruppierungen in den Partnerstädten suchen. Die Verwaltung ist dafür die Schaltstelle und die Politik muss immer wieder den Anstoß dazu geben. Eine Partnerschaft lebt von den vielen Kontakten und bleibt so lebendig.
Die Bürgeraktion will die Fahrten der offiziellen Delegationen in die Partnerstädte auf den Prüfstand stellen, weil sie vor allem touristische Zwecke darin sieht. Wie touristisch sind die Fahrten?
Barata: Das ist immer gemischt. Es gibt viele offizielle Gespräche und auch einen touristischen Teil. Der ist aber auch wichtig. Wenn man ein Land richtig kennen lernen will, dann geht das nur über Menschen, Land und Essen.
Verstehen Sie die Reaktion der Bürgeraktion?
Barata: Ich verstehe sie nicht, weil sie vollkommen überzogen ist. Wir sind zum Beispiel mit der tschechischen Delegation nach Bad Neuenahr gefahren und haben den ehemaligen Regierungsbunker besichtigt. Ist das touristisch? Beide Seiten haben dort den Irrsinn des Kalten Kriegs erlebt. Bei der Bürgeraktion ist viel Profilierung im Spiel. Außerdem kann jede Fraktion ihre Wünsche äußern, welche Themen bei den Besuchen angesprochen werden sollen. Von der Bürgeraktion habe ich da noch nichts gehört.