Ihre Spezialität sind die Büttenreden
Beate Buchheister ist seit 1989 der Star in der karnevalistischen Abteilung der KfD-Frauen.
Monheim. Rote Brille, frecher Haarschnitt: Beate Buchheister verbreitet auch ohne Karnevalskostüm gute Laune. Seit 1989 ist sie der Star in der karnevalistischen „Abteilung“ der KfD-Frauen (Katholische Frauengemeinschaft Deutschland) an St. Dionysius. Sie ist die, die sich dreimal im Jahr vor Hunderten allein auf die Bühne traut, um eine Büttenrede zu halten, und zwar auf Platt. „Ich bin die Einzige, die das noch kann“, sagt die 58-Jährige.
In diesem Jahr steht sie als Hausfrau in Kittelschürze und Wollsocken am Bügelbrett und vollzieht den Spagat zwischen Telefonsex-Dienerin mit französischem Einschlag und braver Tochter, die der Mutter ein Rezept für Nusskuchen diktiert, mit Bravour. Solch einen Auftritt vollzieht sie mit Links, ohne vorherige Probe und komplett angstfrei. „Ich lese mir den Text zwei- oder dreimal durch“, sagt die Anästhesie-Krankenschwester, „das muss reichen.“ Was ihr beim Auftritt fehlt, wird improvisiert. „Das Talent dafür liegt in der Familie“, sagt sie. Schon ihre Mutter und zwei Tanten waren in den ersten Stunden der Baumberger KfD-Närrinnen vor 47 Jahren dabei. „Das ging gar nicht anders. Da musste ich auch mitmachen.“ Lampenfieber kennt Beate Buchheister nicht. „Dafür mache ich das schon zu lange“, sagt sie. „Alkohol brauche ich auch nicht.“ Auf der Bühne steht das fröhliche Energiebündel für sein Leben gern. Auch mit Sketchen, die die Baumbergerin mit anderen KfD-Frauen aufführt. „Wir haben da einen sehr schönen Fundus“, schwärmt sie. Aus dem präsentiert sie dem Publikum jetzt eine pikante Geschichte rund ums Steuerwesen und zeigt, wie man sich als Betrugs-Expertin schnell den Mund verbrennen kann.
Bei aller Improvisationskunst legt Buchheister aber schon Wert auf Perfektion. „Mit einer schlecht sitzenden Perücke würde ich nie auf die Bühne gehen“, sagt sie. Und auch die Schminke muss stimmen. Bei der Auswahl der Texte ist die Amateur-Künstlerin ebenfalls pingelig. „Die müssen zu mir passen. Nur dann kann ich überzeugend sein. Manchmal kommt jemand mit einer neuen Idee. Die muss ich mir dann erst sehr gut durch den Kopf gehenlassen.“ Bisher hat sie offenbar die richtige Auswahl getroffen. Wenn die Baumbergerin die Bühne betritt, tobt das Publikum.
„Die Karnevalssession ist für mich der Ausgleich zu einem anstrengenden Job“, verrät sie. Ob ihr das närrische Talent auch am Arbeitsplatz zugutekommt? „Einmal in der Vergangenheit zumindest nicht“, gesteht sie, „da habe ich im OP schlappgemacht. Seitdem nehme ich Karneval immer Urlaub.“ Ansonsten baut sie mit Zuversicht und Frohsinn nicht nur ihr Publikum, sondern auch ihre Patienten auf.