Jugendarbeit muss moderner werden
Internet, Smartphone und soziale Netzwerke verändern den Alltag von Jugendlichen — und auch von Sozialarbeitern.
Langenfeld. Ein Leben ganz ohne Smartphone? Für Florian Shaqiri ist das im Grunde undenkbar. Der 19-Jährige nutzt sein Gerät längst nicht mehr zum Telefonieren. Anwendungen wie Whatsapp, Facebook und Youtube sind angesagt. Das Smartphone ist zum Mittelpunkt des jugendlichen Lebens geworden. „Wir chatten, verabreden uns, machen Bilder oder Spiele und surfen im Internet“, beschreibt er sein Nutzungsverhalten — und das seiner Freunde. „Es ist ein fast schon ultimatives Werkzeug für fast alle Lebensbereiche“, sagt Shaqiri. Das macht sich auch die städtische Jugendarbeit zunutze.
Kontakte Die Aufsuchende Jugendarbeit (AJA) ist immer dort unterwegs, wo sich Heranwachsende aufhalten. Schulhöfe, die Skate-Anlage am Freizeitpark oder Einkaufszentren in der Stadt sind laut Sascha Niedrich beliebte Treffpunkte. Der 36-Jährige ist seit etwa acht Monaten für die AJA im Dienst — zusammen mit Yvonne Laun. „Wir nutzen auch Dienste wie Whatsapp oder Facebook, um Aktivitäten wie zum Beispiel Sportangebote zu koordinieren oder Kontakt aufzunehmen“, sagt er. Die Beratungen seien allerdings immer persönlich. „Unsere Arbeit läuft hauptsächlich draußen und von Angesicht zu Angesicht.“
Gefahren Der unbedarfte Umgang mit den neuen Medien ist auch Thema der städtischen Jugendarbeit. Medienkompetenz sei immer wieder Thema, sagt Laun. „Wir sprechen darüber, was man zum Beispiel bei Facebook von sich preisgibt — und was nicht“, meint die Jugendarbeiterin. „Natürlich spielen dabei auch Dinge wie Daten- und Jugendschutz sowie die Risiken der digitalen Welt eine Rolle.“ Auch Kompetenzen im Umgang mit Musik, Film Video und Grafik seien relevant — auch im Jugendzentrum „J@Z“ an der Fröbelstraße, wo die Themen praktisch vermittelt werden.
Treffpunkte Aus dem aktuellen Jugendförderplan der Stadt geht neben der zunehmenden Virtualisierung des Lebensalltag von Jugendlichen auch ein Mangel an Treffpunkten hervor, an denen sich Heranwachsende miteinander austauschen können. „Der Wunsch nach mehr Treffpunkten ist vorhanden“, sagt Laun. Zu laut, zu undiszipliniert, zu viel Müll — im Grunde gebe es nur wenige Stellen, an denen Jugendliche erwünscht seien. Dabei halten es die Experten für die Sozialisation wichtig, dass es „unpädagogisierte“ Räume gibt, wo sich Cliquen aufhalten können — über das J@Z oder Jugendtreffs der Kirchen hinaus.
Hilfen Die größten Probleme, berichten die AJA-Mitarbeiter Niedrich und Laun, seien der Übergang von Schule zum Beruf und das „Erwachsenwerden“ insgesamt. Deswegen gibt es Bewerbungstrainings und Beratung zu den Themen.
Auch in der sexuellen Aufklärung sind die Jugendarbeiter aktiv — ebenso wie bei der Aufklärung zur Mediennutzung. „Es gibt bei vielen Jugendlichen eine gewisse Orientierungslosigkeit“, sagt Niedrich. „Umso wichtiger ist es, dass sie eine Anlaufstelle für ihre Sorgen und Nöte haben.“