Kampf um Azubi-Plätze beim Speeddating
Bereits zum zweiten Mal fand gestern in der Langenfelder Stadthalle das ganz besondere Massenbewerbungsgespräch statt.
Langenfeld. Irgendwann ist die Sanduhr abgelaufen. Die Zeit ist um. Eigentlich wäre jetzt Ende. Streng genommen. Das Gespräch geht trotzdem weiter. Petra Stevens von Deichmann sieht das mit der Zeit nicht so eng. Stevens und ihre Kollegin unterhalten sich einfach weiter mit den beiden Schülerinnen, die ihnen da immer noch gegenüber sitzen. Die Frauen von Deichmann stellen Fragen, die Schülerinnen stellen Fragen. Und alle vier haben etwas gemeinsam. Sie suchen etwas: die Frauen von Deichmann Azubis, die Schülerinnen eine Ausbildungsstelle. Und irgendwie sind die Vier sich sympathisch. Die nächsten Bewerber, die müssen warten.
Gestern war Speeddating in der Langenfelder Stadthalle. Dabei präsentierten sich 47 Unternehmen aus der Region und mehrere hundert Schüler von weiterführenden Schulen aus dem Kreis Mettmann und Düsseldorf. Auch Lehrer, die Bundesagentur für Arbeit und Eltern waren dabei, wie Schülervater Frank Koberstein, der für seine Tochter im Foyer die Handtasche hielt und Daumen drückte, während die Tochter sich drinnen als Bürokauffrau bewarb.
Speeddating, das geht so: Schüler können zum Stand eines beliebigen Unternehmens gehen. Wenn ein Unternehmen oder ein Job gefragt ist, gibt es vielleicht eine kleine Schlange. Dann stellt man sich an, an einem Stehtisch mit dem Schild: „Wartezone“. Wer dran ist, stellt Fragen und beantwortet Fragen. Zehn Minuten lang. Man lernt sich kennen, wenn auch nur flüchtig. Aber immerhin, es entsteht ein erster Eindruck, und der ist ja oft im Leben entscheidend. Hinter der Veranstaltung steckt die IHK Düsseldorf. In Düsseldorf hat sie schon sechs dieser Datings organisiert. In Langenfeld war es das zweite. „Die Firmen nehmen das sehr gerne an“, sagt Inge Kohnen von der IHK. Azubis sind gefragt. Sehr sogar. So sehr, das Unternehmen bereit sind, Neues auszuprobieren, um an sie ranzukommen. Manche seien zu Beginn skeptisch wegen des Formats, sagt Kohnen. Das sieht nämlich keine Vorauswahl vor. Wer kommt, der kommt. Ohne Anmeldung.
Aber immerhin kommen sie zum Gespräch, die Azubis. Denn auch das scheint heute nicht mehr selbstverständlich. Kohnen erzählt von einem Personaler. Der habe sie angerufen und frustriert berichtet, dass ihm für Gespräche im Unternehmen vier Bewerber abgesagt hätten. Pauschalisieren sei ja immer schwierig, sagt Kohnen. Und trotzdem sei das heute teilweise so.
Unterm Strich gebe es zwei Probleme: das erste sei eben überhaupt an Bewerber rankommen, das zweite die fehlende Verbindlichkeit. Die Veranstaltung soll das ändern: Man trifft sich erst mal unverbindlich, lernt sich kennen und wer sich kennt, fühlt sich dann vielleicht eher verpflichtet.
Für die beiden Deichmann-Bewerberinnen Evelyn Guser und Sophie Rakowicz jedenfalls steht demnächst ein Termin an, auf den sie sich auch freuen. Sie sind zum Recall eingeladen. In ihrem Fall ist das eine Einladung. Sie dürfen einen Tag in Leverkusen Probearbeiten — und sollen dann auch eine Bewerbungsmappe abgeben, die hatten die beiden nämlich gestern vor dem Deichmann-Termin schon woanders abgegeben.
Patrick Steinfort hat das alles schon hinter sich. Er hatte im vorigen Jahr bei der Premiere in der Stadthalle sein erstes Gespräch mit den Leuten von der L’Osteria, heute ist er in dem italienischen Restaurant Auszubildender im ersten Lehrjahr und unterhält sich ebenso wie L’Osteria-Personalerin Melanie Morawietz mit den Bewerbern. Gesucht wird ein Kaufmann/-frau für System-Gastronomie.