Kampf um Pausenzeiten: Zerreißprobe bei den Bahnen

Während sich der Güterverkehr gut entwickelt, sind die Fronten beim Streit um Pausenzeiten verhärtet — laut Betriebsrat auch auf Kosten der Kunden.

Monheim. Eigentlich könnte man sich in Reihen der städtischen Bahnen einmal zurücklehnen. Denn mit Blick auf die Tonnage auf der Schiene ist die Entwicklung beachtlich. Lag sie 2009 noch bei 25 000 Tonnen, waren es im vergangenen Jahr bereits 260 000 Tonnen — Tendenz steigend. Vor allem der Vertrag von Hammesfahr mit Henkel — Schwarzkopfprodukte kommen aus Süddeutschland per Zug ins Monheimer Lager — garantieren volle Auftragsbücher. „Wir nähern uns der schwarzen Null“, freut sich Stefan Kunig, zuständiger Prokurist der BSM.

Trotzdem ist die Stimmung in weiten Teilen des gut 90 Mitarbeiter zählenden Unternehmens auf dem Tiefpunkt. „Ich weiß das. Das ist jetzt nicht schön. Aber letztlich ist es der Betriebsrat, der blockiert.“ Das sagt Daniel Zimmermann. Als Bürgermeister ist er der Aufsichtsratsvorsitzende der Stadttöchter-Dachgesellschaft MVV. Und genau dieses Gremium, in dem CDU, Peto, SPD und FDP Vertreter haben, hat die BSM-Geschäftsführung beauftragt, Empfehlungen eines Gutachtens umzusetzen. Und das sorgt für Unmut.

Für den Bürgermeister der Kern des Ganzen: In einer sogenannten Unterdeckung pro gefahrenem Kilometer sind die BSM mit 1,20 Euro deutlich teurer als vergleichbar die Rheinbahn mit 80 Cent in Langenfeld. Bei etwa 1,2 Millionen gefahrenen Kilometern pro Jahr komme man schnell auf eine Differenz um die 400 000 Euro. „Zurzeit haben die Bahnen ein Defizit von etwa 1,8 Millionen Euro pro Jahr. Da wollen wir deutlich runter“, fordern Zimmermann und besagter Aufsichtsrat. Das soll vor allem durch die Anrechnung von Pausenzeiten geschehen — wie woanders auch üblich. Und dort blockiere der Betriebsrat.

Der will das freilich so nicht stehen lassen. „Wir haben längst einen Kompromiss angeboten. Dann werden 30 Minuten angerechnet. Das müsste doch dann auch dem Bürgermeister entgegenkommen. Schließlich nennt er zum Vergleich die Rheinbahn. Die hat genau diese Regelung von 30 Minuten“, hält Harald Schmidt, Betriebsratsvorsitzender der BSM, dagegen. Doch stattdessen fordere die Geschäftsführung täglich 15 Minuten mehr.

Für Schmidt ist es kein Zufall, dass der Krankenstand entgegen vergangener Jahre auf einem Rekordniveau mit etwa 20 Prozent sei. „Vor allem die 54 Busfahrer sind betroffen. Und es wird von der Geschäftsführung in Kauf genommen, dass auch Fahrten ausfallen müssen“, sagt Schmidt.

Weder BSM-Geschäftsführer Detlef Hövermann noch der zuständige Betriebsleiter Michael Hamann waren Dienstag zu erreichen.