Kosten für Musik steigen weiter
Pfarreien und Karnevalisten kämpfen bei ihren Festen mit der veränderten Gebührenregelung der Gema.
Langenfeld/Monheim. Seit Jahresbeginn müssen die Kirchengemeinden genau hinschauen, wenn sie — außerhalb der Gottesdienste — Feste mit Musik ausrichten. Der seit den 80er Jahren bestehende Vertrag zwischen der Gema (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte) sowie dem Dachverband der Diözesen in Deutschland gilt nicht mehr. Die katholischen Pfarreien hatten bislang eine „Flatrate“ für ein Pfarrfest und ein Kindergartenfest pro Jahr und eine Seniorenveranstaltung monatlich. Pro Kirchengemeinde sollte nun die Jahrespauschale von 45 Euro auf 75 Euro erhöht werden. „Noch sind wir im Gespräch und hoffen eine Einigung“, sagt Ralf Herkenrath, Verwaltungsleiter der Gemeinde St. Josef und Martin.
Nach Einschätzung der Gema war eine Erhöhung des Tarifs dringend nötig. „Wir haben 2017 eine Angemessenheitsprüfung gemacht und die durchgeführten Kirchenkonzerte und Gemeindeveranstaltungen mit der Pauschale verglichen“, sagt Gema-Sprecher Jürgen Baier. Die Gesellschaft rechnet beispielhaft vor, „dass nach den neuen Tarifen allein ein kleines Pfarrfest etwa 24 Euro kostet“. Eine aktive Gemeinde stehe mit der neuen Pauschale wirtschaftlich besser da.
Nicht nur die Gebühren sind indes das Problem. Hinzu kommt der Verwaltungsaufwand, wenn jede einzelne Jugenddisco, jedes Konzert, jeder Seniorenkaffee, alles wo Musik ertönt, vorher angemeldet und anschließend abgerechnet werden muss. „Die Zeit fehlt mir für die übrige Arbeit“, sagt Kirchenmusiker Matthias Krella vom Langenfelder Seelsorgebereich. Für 2019 plant Kantor Krella ein Konzert mit Werken von Sir Karl Jenkins. Wenn es zu keiner Pauschale kommt, wird Krella der Gema vorab die einzelnen Musikstücke, Eintrittspreise, Besucherzahlen, Größe des Raums und vieles mehr nennen sowie vermutlich rund 800 Euro Gema-Gebühren in die Kalkulation aufnehmen müssen. Nichtstun ist keine Lösung und letztendlich teurer, die Gema verfügt über ein ausgeklügeltes Netz von Beobachtern.
Die evangelischen Kirchen haben die 30 Euro Erhöhung pro Gemeinde akzeptiert. Auch Arnold Köppen, Gemeindepädagoge an der Erlöserkirche, kennt das „leidige Gema-Thema“. Selbst bei Stücken, „die Jugendliche für unser monatliches Rock-Café selbst komponiert haben, müssen wir die Partitur einreichen“. Ohne Gema-Gebühren sind nur die Werke von Künstlern, die seit mehr als 70 Jahren tot sind. Bei den „Märchenabenden mit Musik in der Spinnstube“, wählt der Gitarrist daher gezielt ältere Werke.
Auch Karnevalisten haben beim Begriff Gema gemischte Gefühle. Zwar hat der Dachverband BDK einen Rahmenvertrag geschlossen, aber der Aufwand vor Ort ist hoch. „Mehrere Stunden jährlich“, braucht nach eigenen Angaben Dirk Heinrichs vom Festkomitee Langenfelder Karneval für die Anmeldungen zu Proklamation, Karnevalszug, Prämierung der Zugteilnehmer und Prinzentreffen. Dafür fragt Heinrichs etwa vor der Proklamation die Sitzungskapelle nach der Liedauswahl. Und beim Zug muss er detailliert zwischen Kapellen, Tambourcorps und der Musik auf den Festwagen unterscheiden. Aus Berlin folgt dann die Rechnung. Trotz eines prozentualen Brauchtums-Preisnachlasses beklagt Heinrichs: „Es wird immer teurer!“