Ahnenforscher suchen Antworten
Einmal im Monat treffen sich die Hobby-Genealogen zu ihrem Stammtisch im Stadtarchiv.
Langenfeld. Elisabet Habel starb im Alter von 91 Jahren im Westerwald. Das war 1797. Die Sterbeurkunde hat Manfred Wiecken gefunden, der sich auf die Region im Rheinischen Schiefergebirge spezialisiert hat. „Ich fand den Eintrag sehr beeindruckend, und habe ihn mal für die Runde mitgebracht“, sagte der Hobby-Genealoge beim Ahnenforscher-Stammtisch im Freiherr-vom-Stein-Haus.
Einmal im Monat treffen sich hier im Langenfelder Stadtarchiv viele Hobby-Genealogen der Region, um sich über ihre aktuellen Forschungsergebnisse auszutauschen. Weil es bei den Ahnenforschern längst nicht mehr nur um den eigenen Stammbaum geht, sie teilweise ganze Gemeinden erkunden, stoßen sie manchmal auf äußerst sonderbare Biografien.
Im Fall von Elisabet Habel konnten die Anwesenden den Auszug des Dokuments in einer nahezu unkenntlichen Schrift auf der Leinwand sehen. Wiecken las vor: Mit zwei Männern war Elisabeth Habel verheiratet, mit dem einen zeugte sie acht, mit dem anderen neun Kinder. 47 Enkel und 48 Urenkel stammen von ihrer Linie ab. „Hätte sie noch ein Jahr gelebt, hätte sie auch ihren Ur-Ur-Enkel kennengelernt“, war als letzter Satz in der Urkunde zu lesen. „Die Frau hat praktisch ein ganzes Dorf bevölkert“, sagt Wiecken schmunzelnd. Ihre Familiengeschichte will er nun erkunden.
Eine direkte Verwandte von Wiecken ist Elisabet Habel nicht, „aber sie gehört zu meinem Clan“, sagt er. Sie ist demnach Teil des Familienstammbaums, dem sich der Hobby-Forscher bei seinen Recherchen widmet.
Spannend, finden auch die übrigen Anwesenden, die dieses ungewöhnliche Hobby teilen. „Wenn man damit anfängt, ist das wie die Sucht auf Schokolade“, sagte Gerd Freiherr von Piwkowksi. Der 78-Jährige widmet sich schon lange der Ahnenforschung, wo er seinen eigenen Stammbaum schon bis in das Jahr 1120 zurückverfolgen konnte. „Auch bei Friedrich II. bin ich schon angekommen, aber ob ich mit dem verwandt bin, weiß ich noch nicht“, sagt er und muss lachen.
Josef Höltken (74) aus Monheim beschäftigt sich mit den Familienstammbäumen der Gemeinde St. Viktor in seinem Geburtsort Dülmen im Münsterland. Das dortige Kirchenbuch der Jahre 1628 bis 1908 hat er bereits erkundet. „Ich finde es spannend, vor allem wenn es um die Erbfolge geht“, sagt er. „Dieses Thema wird in Zukunft sicher mehr an Bedeutung gewinnen.“ Denn in Deutschland versterben immer mehr Menschen ohne Nachkommen. „Anwälte haben sich spezialisiert, um an Erben zu kommen.“
Hedwig Röthig hat ein anderes Motiv, erstmals zum Stammtisch der Ahnenforscher zu kommen. Die 55-jährige Langenfelderin, die ursprünglich vom Niederrhein stammt, möchte die Arbeit ihres kürzlich verstorbenen Cousins fortführen. „Er hatte angefangen über unseren Familiennamen Weber zu forschen.“ Besonders interessiert sie, woher ihre Familie ursprünglich stammt, aber auch ob sie weitere Familienangehörige hat. „Ich weiß, dass mein Großvater mehrere Geschwister hatte, die sicherlich auch noch Nachkommen haben.“ Vom Stammtisch erhoffte sie sich Tipps zum Vorgehen. Ein erstes Handbuch händigte ihr Archivar Marco Klatt aus — über Quellenarbeit und Anlaufstationen. „Das ist schon super hier“, sagt Röthig. „Ich werde sicherlich jetzt öfter beim Stammtisch vorbeischauen.“