Wie die lieben Nachbarn so ticken

Die Studiobühne Langenfeld nimmt Eigenheiten der Mitmenschen unter die Lupe.

Foto: Matzerath

Langenfeld. Schon in seinem Auftakt-Song gibt das Ensemble der Studiobühne Langenfeld das Thema des Abends vor. Zur Melodie von „Start Me Up“ der Rolling Stones singt die Kabaretttruppe den Refrain „Wer ist da nebenan? Ob ich die leiden kann? Das merkt man ganz spontan“. Mit einem zwinkernden Auge werfen die Hobbyschauspieler einen Blick auf alle möglichen Nachbarschaften und zeigen immer wieder, dass der Titel des am Samstagabend erstmals aufgeführten Stücks „Nebenan ist auch daneben“ auf die großen und kleinen zwischenmenschlichen Konstellationen zutrifft.

Ob es um das nachbarschaftliche Leben in einem Mehrfamilienhaus geht, in dem so unterschiedliche Charaktere wie die spießige Frau Knöchelmann (Heike Schubert), der seltsame Klaus Klauer (Peter Boxberg), die Anschluss suchende Frau Spitz-Rolligheimer (Nicole Mrozek) und die typische Familie Lehmann unter einem Dach vereint sind. Dass hier die Gerüchteküche hochbrodelt, versteht sich für das Bühnenensemble von selbst. Spritzig und bissig sind die Dialoge, munter und pointiert sorgen die Schauspieler immer wieder dafür, dass sich wirklich jeder in dieser Hausgemeinschaft wiederfinden kann. Mit Wortspielereien begeisterte das Ensemble bereits zu Beginn das Premierenpublikum im voll besetzten Flügelsaal. Adaptionen bekannter Filmtitel, wie „Täglich grüßt der Nachbar“, „Spiel mir das Lied vom Nachbarn“ oder „Das Schweigen der Nachbarn“ — lösen immer wieder herzhaftes Gelächter aus.

Zwischen die heiteren Schwänke versteht es das Ensemble jedoch, mal wieder kritische Töne zu streuen. So lässt es sich einen Gartenzwerg durch donnernden Applaus in Menschengröße verwandeln und dann packt der stumme Zeuge aus. Er beschwert sich, dass die friedliebenden Gartenzwerge immer öfter durch Frustzwerge ersetzt würden, und dass sich diese Frustzwerge bei ein wenig Applaus in Wutbürger verwandeln würden — eine klare Stellungnahme zum Wahlerfolg der AfD, dem der Gartenzwerg die herausfordernde Frage folgen lässt: „Und da glauben Sie noch, weggucken reicht aus, um dem Phänomen zu begegnen?“ Auch das Lied, das der Zwerg (Bassist Volker Arnold) zur Melodie von „Found what I’ve been looking for“ folgen lässt, ist als deutliche Aufforderung zum Handeln zu verstehen. Eine stimmige Idee, die einzelnen Länder im „Kindergarten Europa“ zusammenzubringen, bei dem vor allem der Brite, der „unbedingt nach Hause will, in einen exklusiven Kindergarten, in den nur er geht“, für brüllendes Gelächter sorgt, bevor Jessica Rodemers als Europa mit ihrer vollen Stimme ihren eigenen Abgesang anstimmt.

Immer wieder schafft es die Studiobühne, kritische Themen wie Müllentsorgung, hohe Mietpreise oder Bienensterben, denen sie meist lokalen Bezug verleiht, so zu behandeln, dass sie zum Nachdenken anregen — ohne erhobenen Zeigefinger. Kabarett vom Feinsten. Dieser Meinung war auch das Premierenpublikum, das nach dem letzten Lied „Ohne Nachbar nicht machbar“ zur bekannten Melodie „La Bamba“ das Ensemble mit begeistertem Applaus belohnte.