Kunstwelt blickt auf Langenfeld

In der Ausstellung „Von Arp bis Vostell“ sind Werke aus der Berliner Nationalgalerie zu sehen.

Foto: Ralph Matzerath

Ein Bürgermeister wie Frank Schneider darf vor nichts zurückschrecken. So erklärt sich die Einladung, die er an Kunstinteressierte in ganz Deutschland aussprach: Sie sollten in den kommenden drei Monaten nicht Berlin, sondern Langenfeld in ihre Navigationsgeräte eingeben. Denn während an der Spree die neue Nationalgalerie im Rahmen einer umfangreichen Sanierung ihre Tore für mehrere Jahre schließt, eröffnete das Stadtmuseum vor wenigen Tagen die zweite Ausstellung des Jahres 2015. Sie trägt den Titel: „Von Arp bis Vostell — Plastiken aus der Sammlung der Nationalgalerie — Staatliche Museen zu Berlin“.

Da teilen sich nicht einfach bloß 30 Exponate einen Raum von 120 Quadratmetern. Es ist ein Stelldichein der Großen aus einer Epoche, die die „klassische Moderne“ genannt wird: Henry Moore, Ernst Barlach, Käthe Kollwitz, Alexander Achipenko, Heinz Mack, Hans Arp, Horst Antell und Wolf Vostell seien hier exemplarisch genannt. Wer sich die Zeit dazu nimmt und die Augen öffnet, kann in der bemerkenswerten Langenfelder Schau anhand der Skulpturen verfolgen, wie sich die Kunst und die Menschen im 20. Jahrhundert entwickelt haben.

„Alle bei uns gezeigten Künstler haben ihren ganz eigenen Rückbezug zu Rodin, dem Wegbereiter für alle Bildhauer aus dem 19. Jahrhundert“, erläutert die Leiterin des Stadtmuseums, Hella-Sabrina Lange. Die einen griffen Rodins stilistische Fingerzeige und künstlerischen Ideen auf und entwickelten sie gezielt weiter. Andere gingen frontal in Opposition dazu und setzten sich bewusst davon ab. Aber auch das bedarf eben eines Reibungspunktes.

Natürlich können auf der Langenfelder Museumsfläche viele Arbeiten nicht in ihrer Originalgröße gezeigt werden. Dazu muss man bei Henri Moore beispielsweise in den Düsseldorfer Hofgarten fahren oder vor das einstige Kanzleramt in Bonn. Doch gerade in der kleinen Form mancher Werke steckt eine Chance. „Die Beziehung zwischen dem Betrachter und dem Kunstwerk ist dadurch inniger“, hat Museumsleiterin Lange erfahren.

Zur Ausstellungseröffnung sprach die Berliner Oberkustodin Britta Schmitz lobende Worte über den Raum und die Zusammenarbeit mit dem Langenfelder Stadtmuseum. Binnen zwei Jahren der Vorbereitung dieser Ausstellung sei ein guter Kontakt entstanden. Schmitz hat maßgeblich mitbestimmt, welche Werke aus Berlin zu sehen sind. Zero-Künstler Heinz Mack hat, aufgrund seiner engen Beziehung zu Langenfeld, ein eigenes Werk beigesteuert.

In die Ausstellungsfolge im Stadtmuseum fügt sich „Von Arp bis Vostell“ kongenial ein. Nach der surrealistischen Ideenwelt der Alice im Wunderland können Besucher die Kunst nun umrunden, aus jedem möglichen Blickwinkel betrachten. „Die Ausstellung lässt sich spontan erkunden. Wir haben aber auch ein Angebot an all jene, die Zusammenhänge sehen möchten und Erklärungen erwarten“, wirbt Hella-Sabrina Lange in eigener Sache. Bereits morgen um 15 Uhr wird Interessierten die erste Führung angeboten. Danach können Besucher beliebig oft wiederkommen, um einzelnen Plastiken immer wieder neu zu betrachten.