Landwirtschaft: Überstunden auf dem Hof
Nach den Regentagen geht es auf dem Acker und im Hühnerstall zurzeit hektisch zu.
Langenfeld. Der Schlafmangel ist dem Landwirt nicht anzusehen. Bis 2.30 Uhr haben er und seine Helfer Raps gedroschen — jede regenfreie Minute muss ausgekostet werden. Seit Montag ist der Mähdrescher im Dauerbetrieb. „Sobald es nach einer so langen Regenzeit schön wird, bricht die Hektik aus“, sagt Josef Aschenbroich.
Neben seinem eigenen 200 Hektar großen Acker bearbeitet er mit dem Mähdrescher dann auch die Felder anderer Landwirte, die keinen eigenen Mähdrescher besitzen. Da steht das Telefon nicht still. „Sie wollen dann ihre Ernte schnell einfahren, bevor das Wetter wieder schlecht wird. Und wenn man Pech hat, ist deren Ernte dann fertig und das eigene Getreide steht noch“, sagt der 53-Jährige. Zu allem Überfluss habe der Mähdrescher zwischenzeitlich dann auch noch den Geist aufgegeben. „Ein Lager war kaputt, aber das haben wir in den Griff bekommen“, sagt Aschenbroich. „Es ist alles noch mal gutgegangen.“
Gestresst wirkt der Landwirt nicht. Während sein Sohn Jens (26) in der Halle am Mähdrescher herumschraubt, schaut Aschenbroich seiner Tochter Meike beim Sortieren der Hühnereier über die Schulter. 15 000 Legehennen hält Familie Aschenbroich, täglich werden rund 12 000 Eier produziert. Im Sommer sind etwas weniger.
Sie rollen täglich die Förderbänder aus dem Hühnerstall hinunter in die Lagerhalle. Im ersten Schritt werden kaputte Eier aussortiert, in einem zweiten werden die Eier auf Haarrisse durchleuchtet und schließlich mit einer Betriebsnummer versehen. Auf weiteren Förderbändern werden die Eier automatisch gewogen und entsprechend der Größe S, M, L und XL auf weitere Bänder geschoben. „Spätestens zwei Tage nach dem Legen sind die Eier beim Kunden“, sagt Aschenbroich. Und damit sind eben nicht Großhändler gemeint. „Wir verkaufen die Eier hier auf dem Hof und auf Wochenmärkten. Einige Eier werden auch an Bäckereien oder Metzgereien verkauft“, sagt er. „Wer unsere Eier kauft, weiß, was er bekommt. Wir haben nichts zu verstecken. Und jeder kann zu mir kommen, wenn es mal etwas zu meckern gibt“, sagt er.
Seine Legehennen leben in Kleingruppen im Stall — jeweils 35 Hühner auf 3,5 Quadratmetern. 1998 hat Aschenbroich, drei Jahre, nachdem er den Hof von seinem Vater übernommen hatte, den großen Hühnerstall mit Käfighaltung gebaut. „2006 kam das Gesetz, das Käfighaltung verbietet. Da war der Kredit für unseren Stall aber längst nicht abbezahlt. Keiner hatte geahnt, dass wir den Stall nur neun Jahre nutzen können“, sagt der Landwirt. Die Kleingruppenhaltung wurde eingeführt. „Sie hat im Vergleich zur Bodenhaltung viele Vorteile“, sagt der Landwirt. „Weil die Gruppen abgetrennt sind, gibt es keinen Kannibalismus“, sagt er. Mit dem Mist kämen weder die Tiere noch die Eier in Berührung. Er fällt auf ein Band unterhalb der Tiere, wird durch die Belüftung getrocknet und geht schließlich als Dünger aufs Feld.
Das Gackern der Hühner dringt bis in die Lagerhalle. Bald wird der erste Lieferwagen vorfahren, um die Eier zum Großmarkt zu bringen. Und auch der Mähdrescher ist wieder bereit. Am Mittag geht es erneut raus auf den Acker. Die Wettervorhersage für das Wochenende verheißt nichts Gutes. Bis dahin müssen Josef Aschenbroich und seine Kollegen Gas geben.