Langenfeld Stillenden Müttern Rückkehr in Beruf erleichtern

Langenfeld/Monheim · Eine längere Stillzeit verringere das Risiko für viele Erkrankungen von Müttern und Kindern, wie etwa akute Atemwegs- und Durchfallerkrankungen der Kinder oder auch Brustkrebs der Mütter.

Silvia Plömacher, Detlev Katzwinkel, Annette Karkossa und Lena Nörenberg (v. li.) unterstützen frisch gebackene Mütter auch beim Stillen.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Stillen ist eines der großen Themen, die Frauen nach der Geburt ihres Kindes beschäftigen. „Leider erhält das Thema viel zu wenig gesellschaftliche Aufmerksamkeit“, sagt Dr. Detlev Katzwinkel und verweist auf die diesjährige Weltstillwoche. Der Chefarzt der Fachabteilung Gynäkologie und Geburtshilfe im St. Martinus-Krankenhaus gehört seit 2016 zum Vorstand der WHO/UNICEF-Initiative „Babyfreundlich“. Babyfreundliche Kliniken passen die Abläufe konsequent an die Bedürfnisse von Frauen, ihren neugeborenen Babys und den zugehörigen Partnern an. Natürlich ist auch das Martinus-Krankenhaus selbst dank speziell geschultem Personal entsprechend zertifiziert.

Mütter beim Weiterstillen
stärker unterstützen

In diesem Jahr ist das „Stillen am Arbeitsplatz“ der Schwerpunkt der Infos und Veranstaltungen zur „Weltstillwoche“. Es gebe gute Gründe, Mütter beim Weiterstillen zu unterstützen, wenn sie in den Beruf zurückkehren, so Katzwinkel. Eine längere Stillzeit verringere das Risiko für viele Erkrankungen von Müttern und Kindern, wie etwa akute Atemwegs- und Durchfallerkrankungen der Kinder oder auch Brustkrebs der Mütter. Auf der individuellen Ebene trage es zudem zur Gesundheit und damit zum Wohlbefinden der Familie bei. Auf der gesellschaftlichen Ebene entlaste also längeres Stillen generell das Gesundheitssystem.

„Stillen hat damit große gesellschaftliche Auswirkungen, auch wenn es immer die persönliche Entscheidung der Mutter bleibt, ob und wie lange sie stillt“, betont Katzwinkel. Damit aber der Stillwunsch gelingt, braucht die junge Mutter passende Informationen und gute Bedingungen. Dies gelte ganz besonders, wenn sie in den Beruf zurückkehre. Es gebe dazu inzwischen ausdrückliche Unterstützung, zum Beispiel im Mutterschutzgesetz. Die Diskussionen um in der Öffentlichkeit stillende Mütter seien inzwischen abgeebbt. „Allerdings fände ich es übertrieben, wenn die ,modernen’ Mütter, die am Arbeitsplatz stillen, dies auch noch im Internet posten würden“. Mit der Weltstillwoche soll auch der intensiven Werbung der Baby-Nahrungsindustrie eine unabhängige Information entgegengesetzt werden. „Stillen hat leider keine finanzkräftige Lobby“, so Katzwinkel.

Katzwinkel appelliert an das Eigeninteresse der Arbeitgeber an guten Mitarbeiterinnen, Stichwort: Fachkräftemangel. „Ermöglichen Sie Ihren Mitarbeiterinnen eine gut vorbereitete und zeitnahe Rückkehr in den Beruf. Unterstützen Sie aktiv das Stillen! Alle Beteiligen profitieren davon.“

Konkret stehen Vollzeitbeschäftigten – bis zum ersten Geburtstag des Kindes – mindestens zweimal 30 Minuten oder einmal 60 Minuten Stillzeit zu, in entsprechend geeigneten Räumlichkeiten. Dazu kommen umfangreiche Schutzvorschriften in Bezug auf Arbeitszeiten und -dauer.