Langenfeld: Asyl - Ein Liter Saft kostet 22 Punkte
Seit April gibt es statt Essenspaketen ein Punktesystem. Die Grünen wettern dagegen. Auch viele Asylbewerber sind unzufrieden.
Langenfeld. "Wir haben zwar jetzt mehr Auswahl, aber die Produkte sind zu teuer", sagt Jasmin Demirovoz (26). Sie lebt mit ihrem Mann Resat (28) und drei Kindern (4, 6, 7) im Übergangswohnheim an der Kölner Straße. 2900 Punkte erhält die Familie seit April insgesamt pro Woche. Die kann sie im Lebensmittelshop direkt im Heim ausgeben. Was am Wochenende übrig bleibt, verfällt.
"Die Asylbewerber sind zufrieden", meint hingegen Jürgen Zingraf, Sachbearbeiter für Flüchtlinge. Das liest er an den Abnehmerzahlen ab: Sechs haben vor der Umstellung die Packete verweigert, den Shop nehmen nun alle 65 Berechtigten in Anspruch.
Eine Tüte Apfelsaft kostet 22 Punkte, Sardinen in Öl 13 und zehn frische Eier 26. "Die Punktwerte hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung festgelegt", erklärt Zingraf. So kosten etwa 800 Gramm Dauermilch bundesweit 322 Punkte. "Außerdem geben wir den Flüchtlingen in Langenfeld freiwillig mehr Punkte, als vorgeschrieben ist", sagt Marion Prell, Erste Beigeordnete.
Obst, Gemüse und Brot kommen von Langenfelder Händlern. Die anderen rund 400 Produkte - nicht von Discountern - besorgt die Lieferfirma Weigl. Die Stadt stellt den Raum zur Verfügung und zahlt, was die Bewohner der Übergangsheime abnehmen. "Wir rechnen mit etwa 10 000 Euro im Jahr, das sind rund 1000 Euro mehr als vorher", schätzt Jürgen Zingraf.
Zweimal in der Woche ist Ausgabezeit: Dann steht ein Angestellter von Weigl an der Kasse. Einer von ihnen hat bereits aufgegeben. "Unter anderem, weil die Asylbewerber sich ständig wegen der hohen Preise beschwert haben", sagt Prell in Richtung der Grünen: Die prangen die hohen Preise des Shops an und würden mit ihrer Hetzkampagne unnötig Aggressionen gegen den Shop schüren.
Also war das Paketsystem doch besser? "Nein, das wollen wir nicht zurück", wehrt Jasmin Demirovoz bestimmt ab. Am liebsten wären ihr Einkaufsgutscheine oder gleich Bargeld. "Wir wollen in einem ganz normalen Geschäft einkaufen gehen", verlangt die 14-Jährige Shero Hayat. Und Mehdi Moosawi will gar nicht meckern: "Sonst wird es nachher doch nur schlimmer."
Die geforderte Bargeldversion würde die Stadt mehr kosten, erklärt Prell. Denn dann fielen der Masseneinkauf und damit die günstigen Konditionen weg. "Außerdem können wir mit der Shoplösung kontrollieren, dass die vom Gesetz geforderte Grundversorgung tatsächlich gewährleistet ist."