Langenfeld: Bisse gehören beim Tierretter zum Beruf
Kai Schlimme hat sich mit einem Tierrettungsdienst selbstständig gemacht und ist für Feuerwehr und Polizei im Einsatz.
Langenfeld. Die Sache mit den Tieren steckt bei ihm im Blut: Der Vater war Jäger, der Großvater hat Schäferhunde gezüchtet. Da bleibt es nicht aus, dass der Sohn zum Tierretter wird. Könnte man meinen. Aber bis Kai Schlimme seine wahre Berufung fand, ist er einige Umwege gegangen. Heute ist der Langenfelder im Kreis Mettmann die erste Adresse für Polizei, Feuerwehr und Tierheime, wenn es um Wildes geht.
Kai Schlimme hat sich vor vier Jahren mit einem Tierrettungsdienst selbstständig gemacht. Seitdem ist er Tag und Nacht im Einsatz. Rund um die Uhr ist sein Handy eingeschaltet, meistens klingelt die Feuerwehr an. Wenn ein Hund an einer Raststätte ausgesetzt oder das Herrchen vom Krankenwagen abgeholt wurde und sich sonst niemand um das Haustier kümmern kann.
"Dann komme ich, hole das Tier ab und bringe es ins Tierheim", sagt der 45-Jährige. Kratzer, Macken und auch schon mal ein kleiner Biss gehört zum Berufsrisiko. Die Tetanus- und Tollwutimpfung ist obligatorisch.
Meistens handelt es sich bei seinen "Kunden" um Haustiere: Hunde, Katzen, Meerschweinchen und Kaninchen. Ab und zu aber steht der Experte vor größeren Herausforderungen. Zurzeit zieht er einen verwaisten Turmfalken mit der Hand groß, der noch nicht fliegen kann.
Und immer wieder mal büxen Spinnen, Schlangen oder Leguane aus ihren Terrarien aus. Wie erst vor zwei Wochen, als er eine putzmuntere Strumpfbandnatter eingefangen hat. Bei solchen Einsätzen geht Schlimme kein Risiko ein. Nur gut geschützt, mit Handschuhen und einer speziellen Schlangenzange geht er ans Werk. "Und wenn man sich auskennt, ist es nicht allzu gefährlich."
Beigebracht hat ihm das niemand. Er allein hat sich seine Existenz mühevoll aufgebaut. Im Fernsehen hatte er eine Reportage über eine Tierambulanz in Berlin gesehen, und als er in seinem gelernten Beruf als Maschinenschlosser keinen Job fand, machte er Nägel mit Köpfen. Er las Bücher und Fachzeitschriften, schaffte sich einen Transporter an und stattete ihn mit Tierboxen aus und handelte mit den Behörden Pauschalverträge aus.
Knapp ein Jahr hat es gedauert, bis das Geschäft lief, heute ist er an manchen Tagen bis zu 15Stunden im Einsatz. Dafür zahlt er einen hohen Preis: Nichts ist planbar. Jederzeit kann das Handy klingeln. Das ist für den Vater von zwei Mädchen nicht immer einfach. "Manchmal ist es nervig, aber das habe ich mir so ausgesucht."
Angst, hat er bei seinen Einsätzen nie. "Ich kenne mich mit fast allen Tieren aus." Außer mit einer Tierart. "Bienen. Von denen lasse ich die Finger."