Langenfeld Alkohol: Sucht zerstört Leben
Langenfeld. · Der Langenfelder Verein Treff Punkt bietet zwei Selbsthilfegruppen für Abhängige, Gefährdete und Angehörige an. Betroffene sprechen von ihren Erfahrungen.
Die Zeiten, in denen die Süchte klar abgegrenzt wurden – Alkohol, Tabletten, Drogen – sind längst vorbei. Inzwischen gehört längst auch die Spielsucht dazu, genauso die synthetischen Drogen, die immer wieder in neuer Zusammensetzung auf den Markt kommen. „Die junge Generation von 15 bis 30 Jahren ist meist mehrfach süchtig“, weiß Wolfgang. Er ist seit fünf Jahren der Vorsitzende des Vereins „Treff Punkt“, der zwei Selbsthilfegruppen für Suchtmittelabhängige, Gefährdete und deren Angehörige anbietet.
„Die Suchtstrukturen sind im Prinzip gleich“, erklärt der 60-Jährige. Es werden Stoffe konsumiert, um scheinbar etwas zu verändern, um sich besser zu fühlen oder vor der Realität zu fliehen. Wolfgang hat das mit Alkohol versucht. „Anfang 2011 habe ich eine Entgiftung in Ratingen gemacht“, erzählt er, „da hatte ich noch völlig falsche Vorstellungen.“ Er glaubte, dass er nach 14 Tagen geheilt nach Hause gehen könne. Dass dies nicht so ist, hat er dann erfahren müssen und sich zur Unterstützung eine Selbsthilfegruppe gesucht. „Die Chemie in der Gruppe muss stimmen“, betont er, „man muss sich öffnen, um sich Hilfe von anderen zu holen.“ Deshalb rät er, sich erst einmal mehrere Gruppen anzuschauen.
Auch Heinz-Volker kennt das Problem. „Ich war vor 17 Jahren das erste Mal hier“, erzählt der 75-Jährige. Er musste auf Druck seines Arbeitgebers eine Therapie machen und besuchte zunächst die Selbsthilfegruppe seines Arbeitgebers. „Die haben meine Füße in die richtige Richtung gesetzt“, erinnert er sich. Bald merkte er, dass die Selbsthilfegruppe für ihn lebensnotwendig geworden war, um trocken zu bleiben. Als er in Rente ging, machte er sich auf die Suche nach einer Selbsthilfegruppe in Langenfeld.
Eine Zeitlang war er im „Treff Punkt“, bevor er eine eigene Gruppe gründete, die den schlichten Namen „Gesprächskreis“ trägt. „Ich habe die Gruppe über ein Jahrzehnt geleitet“, erzählt er und ist froh, dass sich noch heute regelmäßig rund 15 Leute zum Gesprächskreis treffen. Der Treff Punkt veranstaltet neben den Gesprächsgruppen auch Fahrten und Feste, um den Leuten zu helfen, wieder ein soziales Umfeld zu finden. „Alkohol ist ein ,Lösungsmittel’“, meint Wolfgang, „es zerstört so viel, von Freundschaften und Beziehungen bis hin zum Arbeitsplatz.“
Dieses Jahr gab es eine Fahrt nach Münster. „Wir grillen, haben einen Brunch zum Erntedankfest veranstaltet, bald findet unsere Weihnachtsfeier statt“, erzählt Wolfgang. Hier haben alle die Möglichkeit, sich einmal ganz zwanglos und außerhalb des Themas „Sucht“ zu treffen. „Mit Alkohol, waren wir innerlich vereinsamt“, bringt es Heinz-Volker auf den Punkt. Wichtig ist, dass jeder einzelne seine persönliche Geschichte und seinen persönlichen Weg hat. „Es heißt, man muss erst ganz unten sein“, sagt Wolfgang, „aber das ganz unten ist für jeden woanders.“ So besuchen manche die Gruppe ihr Leben lang, andere brauchen sie irgendwann nicht mehr.