Langenfeld: Die Schutzengel gegen Betrüger für Senioren sind angekommen
Polizei und Stadt haben Ehrenamtler geschult, die Ältere vor den Tricks von Betrügern warnen sollen.
Langenfeld. Cäcilia Haverkamp, Leiterin des CBT-Wohnhauses St.Franziskus, und Stadtteilpate Gerd Paul von Piwkowski, haben in dieser Woche viel über die Tricks der Kriminellen erfahren: Glas-Wasser-Trick, Geldwechsel-Trick, Zetteltrick.
Doch am haarigsten ist der Enkeltrick. Immer noch fallen Senioren darauf rein, wenn ein vermeintlicher Enkel in einer Notlage am Telefon nach einer hohen Summe fragt.
Damit Senioren in Langenfeld besser geschützt und informiert sind, wurden gestern acht "Asse" vorgestellt, Ehrenamtliche, die sich für das Aktionsbündnis SeniorenSicherheit (ASS) einsetzen.
Sie sind zwischen 57 und 78 Jahre alt, haben in Vereinen oder Ausschüssen Funktionen, sind in der Stadt vielen bekannt.
Auch Cäcilia Haverkamp, die entsetzt war, mit welcher Dreistigkeit Betrüger beim Enkeltrick vorgehen. "Die oft vereinsamten Senioren freuen sich über den Anruf des vermeintlichen Verwandten, gehen sofort zur Bank, heben ihr Erspartes ab, übergeben es dem Enkel.
Da sie ihn meist lange nicht gesehen haben, kennt das Opfer den Täter nicht mehr so genau."
Haverkamp wird jetzt Älteren raten, den "Enkel" nach dem Geburtsdatum der Mutter zu fragen. Dann würde meist schnell aufgelegt.
Senioren im Kreis Mettmann können sich seit gestern in sieben der zehn Städte auf das Aktionsbündnis verlassen. Dort arbeiten Polizei, Stadt und Ehrenamtliche jetzt bei der Prävention noch enger zusammen.
"Die jüngste Seniorenumfrage brachte ein erschreckendes Ergebnis", sagt Marion Prell, Erste Beigeordnete der Stadt. 2007 fühlten sich 26,74 Prozent von Zukunftssorgen geplagt, 41,17 Prozent beklagten, dass die Gesellschaft rücksichtsloser geworden sei.
2003 waren die Ergebnisse noch wesentlich positiver ausgefallen. 15 Prozent der Langenfelder Bevölkerung ist über 65 Jahre alt. "Wir mussten handeln", so Prell.
Wie viele Senioren Opfer von Betrügern werden, lässt sich kaum ermitteln. "Wenn ein Senior hereingefallen ist, erzählt er das vor lauter Scham oft nicht mal der Familie geschweige denn, er geht zur Polizei", sagt Landrat Thomas Hendele, der den Ehrenamtlichen für ihre Einsatzbereitschaft dankte.
Aber es gehe bei ASS nicht nur um Schutz vor Betrügern, so Hendele, auch die Unfälle mit Senioren als Fußgänger und Radfahrer hätten deutlich zugenommen.
"Die Ehrenamtlichen sind allerdings keine Hilfspolizei", stellte der Landrat klar. Es ginge vielmehr darum, dass sie auf Senioren zugehen, die sie kennen, die ihnen vertrauen.
So soll das Wissen um die Tricks und das Verhalten im Straßenverkehr immer weitere Kreise ziehen.
Dass ein ASS-Mitglied unangemeldet an der Haustür schellen würde, käme nicht in Frage. "Dann hätten wir den nächsten Trick", sagt Polizist Bernd Hildebrand. Sicherheitspartner Karl-Heinz Keller ist im Sportverein. Dort will er Senioren ansprechen.
Einen neuen Trick, der von Spanien nach Deutschland geschwappt ist, nennt sich Jacken-trick: Ein Senior wird mit Schmutz beworfen, ein anderer hilft bei der Reinigung und dann ist das Portmonee fort.