Langenfeld ist auf demografischen Wandel vorbereitet
Zahlreiche Projekte und Ideen wurden bereits frühzeitig auf den Weg gebracht und umgesetzt.
Langenfeld. Viele Kommunen haben ihren Slogan. Langenfelds lautet „Junge Stadt an alter Straße“. Und diese junge Stadt gilt als inoffizielle Nummer 1 in der Frage: Wie werden wir mit der (Über-)Alterung fertig? Lob gibt es vom Kreisdirektor bis zum Stadtentwicklungsminister. „Langenfeld“, sagte Michael Groschek (SPD), „ist Vorreiter mit Vorbildfunktion“.
Wie ist es dazu gekommen? Junge Stadt mit alten Leuten — das wäre kein guter Slogan. Aber er träfe zu. Nach einer Prognose der Landesstatistiker von IT.NRW erhöht sich der Anteil der 60- bis 80-Jährigen an der Langenfelder Bevölkerung bis 2030 (gegenüber 2010) von 21,7 auf 30,3 Prozent und der der Über-80-Jährigen von 4,8 auf 11,6. Das bedeutet: Im Jahr 2030 leben fast 5000 mehr Ältere und fast 4000 mehr Hochbetagte in der „jungen Stadt“. Marion Prell, Stellvertreterin von Bürgermeister Frank Schneider als Verwaltungschef, ist Motor des Demografie-Managements.
Als ihr Kämmerer und Sozialdezernent Winfried Graw ihr Demografie ans Herz legte, dachte sie: Trockenes Thema. „Bis mir klar wurde: Die Alten von morgen, das sind wir selbst.“ 2003, ein Jahr nachdem Prell das Sozialressort übernommen hatte, beschloss der Stadtrat den „Seniorenbericht 2030“. In Langenfeld ging es voran: 2004 Seniorenmesse, ’05 Netzwerk Demenz, ’06 Seniorenbüro etc. pp. Getreu ihrer Erkenntnis holte Prell das Thema „Demografie“ ab 2007 aus den Seniorentagesstätten und brachte es in Kindergärten und Schulen, in Familien und Vereine. So wurde etwa aus der Senioren- eine Familienmesse. Erstens damit Langenfeld durch ein familienfreundliches Umfeld und Zuzug jung bleibt, und zweitens damit die Generationen ins Gespräch kommen.
Langenfeld wäre unter den Kommunen in Deutschland kein Vorbild, wenn es für seine Demografie-Offensive großzügig Planstellen geschaffen hätte. Im Rathaus gilt das Thema als Querschnittsaufgabe, die von den vorhandenen Kräften miterledigt wird. Zudem wird auf die Stärkung des Ehrenamts gesetzt sowie auf die Einbindung von Vereinen und Einrichtungen.
Neben der Befragung der Hauptzielgruppe lässt die Stadt ihre Konzepte regelmäßig professionell mit auf den Weg bringen und untersuchen. Dies trifft zum Beispiel auf die jüngste Fortentwicklung zu, die Quartiersarbeit. In den beiden Pilotquartieren Immigrath und Langenfeld-Mitte gibt es unterschiedliche Ansätze. Wo die Vorteile und Schwächen der Modelle liegen, soll das Centrum für Altenstudien (Cefas-Institut) der Uni Köln erforschen.