Langenfeld: Mehr Raum für die letzte Ruhe
Auch auf dem Friedhof der evangelischen Gemeinde sind jetzt Urnenbestattungen möglich.
Langenfeld. Am Donnerstagmittag ist der evangelische Friedhof in Reusrath Schauplatz einer für die Gemeinde ganz neuen Form der Beisetzung: Zum ersten Mal wird eine Bestattung in einem der seit kurzem stehenden Urnenkammern, dem so genannten Kolumbarien, vorgenommen. In Reusrath und auf dem zweiten evangelischen Friedhof in Immigrath gibt es verschiedene neue Bestattungsformen, die jetzt von Vertretern der Kirchengemeinde auch Bestattern vorgestellt wurden.
Pfarrer Volker Raettig wies in seiner Begrüßung auf die Bedeutung eines Friedhofs hin. Diese hänge von der Fragestellung ab, ob das Sterben nur als ein Umzug, eine Rückkehr zum Schöpfer des Lebens betrachtet werde.
Wo bis vor kurzem Grababfälle gelagert wurden sowie auf einer angrenzenden Wiese hinter dem Friedhof, wo früher Schafe weideten, sind die neuen Bestattungsmöglichkeiten geschaffen worden. Im rechten Winkel wurden 104 Urnenkammern, jeweils vier übereinander, aufgestellt.
Die Leichlinger Architektin Ilse Proksch hat das frei gewordene Stück Land, das der Kirche gehört, als Reihengrabstätten für Urnenbeisetzungen, Grabstätten für Erdbestattungen und für Urnenbeisetzungen mit Dauerpflege sowie Wahlgrabstätten für Urnenbeisetzungen eingeteilt. Einige Abschnitte sind bereits mit Begrenzungen versehen. Die gestalterischen Arbeiten sollen bis Ende des Jahres abgeschlossen werden. 800 Urnengräber entstehen insgesamt an der Reusrather Trompeter Straße, dazu etwa 36 Erdgräber mit Dauerpflege.
An der Gladbacher Straße in Immigrath sind auf den bestehenden Flächen des Friedhofs 100Urnenkammern, die auch mit zwei Urnen belegt werden können, neu errichtet und außerdem 126 Urnenreihengräber geschaffen worden. Während die Ruhezeit für Erdbestattungen und Urnenbeisetzungen in Immigrath 20 Jahre beträgt, sind es in Reusrath 25 Jahre.
Warum wurde jetzt der Reusrather Friedhof derart vergrößert? "Wir haben damit alle Möglichkeiten der Erweiterung für die nächsten Jahrzehnte ausgeschöpft", sagt Gemeindeamtsleiter Klaus Manz. Die Kosten von 456000 Euro muss die Evangelische Gemeinde Langenfeld selbst schultern, doch wird die hohe Investition vor allem durch den Verkauf von Grundstücken in Kirchenbesitz ermöglicht.
Für Christof Bleckmann, Pfarrer der Reusrather Martin-Luther-Gemeinde, verändert sich die Friedhofskultur in Deutschland grundlegend: "Mit der Grabpflege fühlen sich immer mehr Angehörige, erst recht wenn sie eine weite Anreise haben, überfordert. Ein verwildertes Grab will aber auch niemand. Alternativen sind pflegeleichte Urnengräber, die erheblich kleiner sind."