Langenfeld/Monheim Städte fördern ihre Attraktivität
Langenfeld/Monheim. · Mehr Sterbefälle als Geburten: Weil der natürliche Bevölkerungssaldo negativ ist, bemüht man sich in den Rathäusern um Neubürger.
Gemeinden im Speckgürtel größerer Metropolen gelten im Allgemeinen als besonders attraktiv für Wohnungssuchende, wie zum Beispiel junge Familien und Berufspendler. Ausruhen sollten sich die Städte auf diesem natürlichen Standortfaktor allerdings keineswegs – schon gar nicht in einer immer älter werdenden Gesellschaft, Stichwort demografischer Wandel. Dies gilt auch für die Städte Langenfeld und Monheim, wie die Wohnungsmarktprofile der NRW Bank auf Basis von Daten der Landesstatistiker von IT NRW unterstreichen.
Dem Zahlenwerk der NRW Bank zufolge soll der Einwohnerstand Langenfelds von rund 59 000 in den nächsten 20 Jahren zwar stabil bleiben. In der Gruppe der 65- bis unter 75-Jährigen erwartet die Studie aber einen Anstieg um gut 60 Prozent bis 2035 – mehr als im Landesdurchschnitt. Auch der Anteil der noch Älteren soll in diesem Zeitraum um etwa 30 Prozent wachsen, während die Daten in allen klassisch berufstätigen Altersgruppen zwischen 18 und 65 Jahren Rückgänge vorhersagen.
Doch was tun Städte, um dem demographischen Wandel mit all seinen wirtschaftlichen und sozialen Folgen entgegenzuwirken und den Zuzug zu fördern? Ein Teil der Antwort lautet: Bauen. Die Stadt Langenfeld verweist dazu auf das Strategiekonzept „Wohnen 2025“, in dem man Flächen für die Aufstellung von Bebauungsplänen festlegte. Eine Durchmischung verschiedener Bauweisen und Hausgrößen soll eine ausgewogene Alters- und Sozialstruktur sicherstellen, heißt es im Langenfelder Referat Stadtplanung.
In Langenfeld gibt es keine Ausrichtung auf junge Familien
Als Beispiele für neuen sozialen Wohnungsbau nennt die Verwaltung das Projekt am Leipziger Weg. 24 Sozialwohnungen sollen dort bald fertig sein. 18 Wohneinheiten entstehen derzeit an der Opladener Straße. Weitere zwölf Sozialwohnungen will dieselbe Investorengruppe im nächsten Jahr an der Kölner Straße realisieren. Eine gezielte Ausrichtung nur auf junge Familien gebe es nicht, dafür sei die Reihenhausbebauung als sogenannte Einstiegsimmobilie auch für diese Zielgruppe interessant, betont Referatsleiter Stephan Anhalt.
Rege Bautätigkeit herrscht auch in Monheim am Rhein: „Allein in den nächsten fünf Jahren werden im Stadtgebiet 1000 neue Wohneinheiten realisiert – 430 davon unter direkter städtischer Regie“, betont die Verwaltung. Die städtische Wohnungsbaugesellschaft Monheimer Wohnen solle für bezahlbare Mieten und einen guten Sozialmix sorgen. Das erste große Projekt ist „Unter den Linden“ auf dem Gelände der ehemaligen Hauptschule im Berliner Viertel. Die 232 Wohnungen seien auf alle Bevölkerungsgruppen und Einkommensschichten ausgelegt, betont man bei der Stadt. Dies gelte auch für die 200 Wohnungen, die im Sophie-Scholl-Quartier in Baumberg entstehen.
Für Monheim sagen die Zahlen von IT NRW einen leichten Bevölkerungsrückgang bis ins Jahr 2035 von aktuell rund 43 000 auf knapp unter 40 000 Einwohner voraus. Der Anteil der 65- bis unter 75-Jährigen soll hier um rund 35 Prozent steigen – was im Vergleich zum Landesdurchschnitt (47 Prozent) noch recht maßvoll ist. Stärker als im NRW-Mittel indes werden den Prognosen zufolge die Anteile der 25- bis unter 65-Jährigen sinken. Im Monheimer Rathaus zweifelt man an dieser Vohersage – und verweist auf den Neubau von Kitas und die Planung einer neuen Grundschule. Monheim sei als Wohnstandort gerade bei jungen Familien sehr gefragt.
Explizite Werbung um diese Gruppe müsse man angesichts vieler günstiger Bedingungen gar nicht machen, stellt wiederum die Langenfelder Verwaltung klar. Der Wunsch, in die Stadt zu ziehen, sei größer als das verfügbare Bauland. Schließlich sei man in puncto Bildung, Kultur, Sport und Kinderbetreuung bestens aufgestellt.
Neubürgertasche verdeutlicht
die Aufstellung von Monheim
Das soll auch der Inhalt der Neubürgertasche aufzeigen – Wertmarken für das Stadtbad, Tagesausweise für die Stadtbibliothek und ein Gutschein für eine Veranstaltung der Volkshochschule. Auch Neubürger-Radtouren zum besseren Kennenlernen des neuen Umfeldes hätten sich bewährt. Monheim wiederum hebt die kostenfreie Kinderbetreuung bis zum zehnten Lebensjahr, die niedrige Grundsteuer, den Gratis-ÖPNV und die schnelle Glasfasernetzleitung als Vorzüge hervor. Bleibt die Frage: Was, wenn sich innerhalb der Stadt ein Umzug anbahnt, weil sich die Lebensumstände verändert haben? „Das Phänomen, dass Senioren allein auf großen Wohnflächen leben, tritt vor allem in den Baugebieten der 1960er und 1970er Jahre auf, wo die ursprünglichen Erbauer nach Auszug der Familien verbleiben“, sagt Stephan Anhalt vom Langenfelder Referat Stadtplanung und Denkmalschutz. Der Wunsch, als älterer Mensch in den eigenen vier Wänden zu bleiben, stehe an erster Stelle, betont er. Andernfalls stehe das Seniorenbüro beratend zur Verfügung, und auch Wohnungsbauunternehmen wie der Langenfelder Bauverein hätten die Möglichkeiten, den Umzug Älterer in kleinere Wohnungen anzubieten – und damit womöglich wieder den Zuzug für junge Familien zu ebnen.