Langenfeld: Pänz steht eine närrische Zeit ohne Kinderprinzenpaar bevor

Karneval: Erstmals hat die Postalia keine Tollitäten gefunden. Festkomitee würde Kurzentschlossene finanziell absichern.

Langenfeld. Kein Kinderprinzenpaar für die jecken Pänz von Langenfeld - das hat es in den vergangenen 27 Jahren noch nie gegeben. Doch genau das scheint für die in zwei Wochen beginnende fünfte Jahreszeit bittere Realität zu werden. Dem Heimatverein Postalia ist es bis Monatsbeginn nicht gelungen, unter den 2433Neun- bis 13-Jährigen in der Stadt Nachfolger für Prinz PatrickBeilmann, Prinzessin Alicia Sander sowie die Pagen Laura Schumacher und Kosta Giannakos zu finden.

"Anzeigen über die Presse, Anfragen im Familienkreis und bei Schulen sowie über das Festkomitee bei den anderen Gesellschaften, es hat sich leider nichts getan", sagt Hartmut Schiffer(60). Der Chef des Standesamtes ist seit 22 Jahren ein Postalier, kümmert sich im Verein um die Öffentlichkeitsarbeit. Er glaubt nicht mehr daran, dass auf die Schnelle noch Kinder zu finden sind, die als Tollitäten auftreten wollen. "Da müssen Elterngespräche geführt, Kostüme angepasst, Orden bestellt und Bühnenauftritte geübt werden. Das kriegen wir jetzt nicht mehr hin", sagt Hartmut Schiffer.

Richtig geknickt über den Rückschlag für die närrische Nachwuchsarbeit ist Frank Theophil. Er begleitet seit 13 Jahren die jungen Majestäten bei nahezu jedem ihrer gut 70 Auftritte in Kindergärten, Schulen, Seniorenheimen und Karnevlassitzungen. "Meine letzte Session als Betreuer habe ich mir wirklich anders vorgestellt." Im nächsten Jahr will Theophil im Vorstand der Postalia neue Aufgaben übernehmen. Für ihn gibt es zwei Gründe für die fehlgeschlagene Suche: "Durch den Ganztagsunterricht an den Schulen sind immer mehr Kinder total eingespannt. Und sie haben heute andere Hobbys als den Karneval, sitzen zum Beispiel mehr vor dem Computer."

Auch die Pagen, die die vergangene Session nutzen sollten, um für die Prinzenpaar-Rolle zu lernen, haben sich anders orientiert. "Da haben wir Pech gehabt", meint Hartmut Schiffer. Dagegen hält er die 500 Euro je Tollität und 250Euro je Page, die die Eltern pro Session fürs Ornat, den Wagenbau, Orden und das Wurfmaterial beisteuern müssen, für kaum bewerbungshemmend. "Das ist nur ein kleiner Beitrag. Allein das Unterstellen des Kinderprinzenwagens für den Zug kostet uns 200Euro monatlich."

Aber sollte es doch am nicht mehr so locker sitzenden Geld der Familien liegen, hat Helmut Schoos, Vorsitzender des Festkomitees Langenfelder Karneval (FLK), vielleicht die rettende Idee: "Wir sollten in dieser Woche noch einmal alles in Bewegung setzen, um ein Paar zu finden. Die 500Euro können auch unsere Vereine absichern." Eine Session ohne kindliche Galionsfiguren des rheinischen Frohsinns will er sich nicht vorstellen.