Poller-Posse in Reusrath Widerspruch gegen die Poller

Langenfeld · Anwohner der Rothenberger Straße in Reusrath wollen sich gegen die Poller auf der Straße Schelthofen wehren, weil der Zugang zu ihren landwirtschaftlichen Flächen erschwert wird.

Michael Buchheim hatte sein Grundstück bisher etwas verkleinert, damit auf der engen Straße Schelthofen Platz für Begegnungsverkehr ist. Das Land – markiert mit Hütchen – will er nun zurück.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Michael Buchheim steht im Einmündungsbereich Rothenberger Straße/Schelthofen. Schelthofen ist mit zwei Pollern versperrt. „Ich habe keine Schlüssel von der Stadt bekommen“, sagt er und zeigt auf seine Pferdekoppeln, die parallel zur Straße Schelthofen verlaufen. Über etwa 170 Meter. „Wenn ich die Koppel pflegen will, muss ich jetzt rechts der Weiden den kleinen Trampelpfad nehmen“, sagt er. Von der Straße Schelthofen kommt er nicht mehr dorthin. Und auch seine Einstaller nicht, die bei ihm Pferde unterstellen. 30 Tiere beherbergt Buchheim auf seinem Reiterhof. Eine weitere Wiese hat er auf der anderen Seite der Rothenberger Straße. Das sei unproblematisch. Andreas Buchheim, in Reusrath als Vorsitzender des Rüsrother Carnevals Comitees bekannt, will sich nun gegen den Beschluss wehren. Er hat Widerspruch gegen die Poller bei der Stadt eingelegt, da die Wiesen, die zum Reiterhof der Familie gehören, nicht mehr erreichbar sind. „Unsere Reiter haben so keine Möglichkeit, die Wiese, auf der die Pferde weiden, zu erreichen“, sagt Buchheim. Schlüssel für die Poller habe man nicht bekommen. Er bittet darum, den Widerspruch am 5. September im Rat zu behandeln. Das sichert Bürgermeister Frank Schneider zu. Er verweist zudem darauf, dass die Stadt die Erreichbarkeit aller Grundstück vor dem Setzen der Poller geprüft habe.

Angefangen hat alles mit einer Unterschriften-Sammlung. 50 Bürger wollten, dass die Straße Schelthofen (ein ungewidmeter, städtischer Landwirtschaftsweg), die überwiegend von Schülern, Fußgängern und Radlern genutzt wird, für den Autoverkehr gesperrt wird. BGL, Grüne und auch die FDP haben sich daraufhin zu einer Ortsbesichtigung getroffen und den entsprechenden Antrag im Bau- und Verkehrsausschuss gestellt, der am 22. Oktober 2022 mehrheitlich (mit CDU, ohne SPD) befürwortet wurde. Im Juli kamen dann die Poller – zwei kurz hinter der Einmündung Gartenstraße, zwei an der Kreuzung mit der Rothenberger Straße.

Mit den anliegenden Landwirten habe die Stadt im Vorfeld nicht gesprochen, sagt Hans-Peter Stein, der die Maisfelder auf der anderen Seite der Straße bewirtschaftet – auf einem etwa 200 Meter langen Feld entlang Schelhofen. Das bestätigt die Verwaltung. „Wir haben nur den Beschluss der Politik umgesetzt“, sagt Volker Ritzmann, stellvertretender Leiter vom Referat Umwelt, Verkehr, Tiefbau.

Hans-Peter Stein ist ebenfalls nicht begeistert von der Abpollerung. „Wenn ich jetzt auf meinem Feld arbeiten möchte, muss ich einen riesigen Umweg über die Trompeter Straße nehmen“, sagt er. „Da wird der Weg viermal so lang.“ Er hofft ebenso wie die Buchheims auf eine bessere Lösung. Michael Buchheim überlegt nun, ob er die Zäune wieder versetzen soll – in die Straße hinein. „Ich hatte den Zaun extra zurückgenommen“, sagt er, „damit im Begegnungsverkehr zwei Fahrzeuge aneinander vorbeikommen“. Jetzt, wo keine Autos mehr zugelassen seien, sei das ja nicht mehr nötig und schließlich zahle er die Pacht für das gesamte Grundstück. Die Grenzsteine hat er schon wieder frei gelegt.

Andreas Buchheim begründet seinen Widerspruch so: „Wir haben an Schelthofen Land und müssen für die Bearbeitung öfters Schelthofen benutzen. Wir wurden nicht über die Sperrung informiert und auch die Lösung von herausnehmbaren Pollern ist nicht praktikabel, da dies einen erhöhten Mehr- und Zeitaufwand bedeuten würde“, schreibt er unter anderem und verweist darauf, dass Müllabfuhr, Post, Paketdienste und Boten jetzt ebenfalls einen Umweg in Kauf nehmen müssen. Außerdem sieht er die Gefahr, dass einige den Weg über die Rothenberger Straße Richtung Leichlingen durch den Wald nehmen werden. Insgesamt hält er die Poller deshalb nicht nur für unpraktisch, sondern auch für wenig umweltfreundlich.

Auf Facebook schlagen die Wogen weiter hoch. Es gebe „immer noch viel zu viele alteingesessene Herrschaften, die meinen, ihnen gehört Reusrath alleine“ schreibt ein User namens Blüm Chen. Und: „Wenn ich der von ihnen angesprochene Eigentümer der Fläche wäre, hätte ich die Pfähle des Zaunes schon längst wieder in unmittelbarer Nähe der Grenze zurückversetzt“, zeigt ein anderer User Verständnis für die Landwirte.